Wie Seniorinnen und Senioren mit Geld und ihrem Besitz umgehen, ist ein beliebtes Thema für die Medien. Auch auf dieser Seniorenfreundlich-Präsenz wird es bei den folgenden Seiten ebenfalls behandelt
Aber es gibt einige weitere Erkenntnisse zu diesem Thema, die jetzt hier besprochen werden. Es geht darin um einige Erfahrungen aus der Praxis, die es wert sind, dass man darüber kurz redet und zum Nachdenken anregt.
Ein eher häufiges Phänomen bei alten Menschen, das vordergründig einfach zu erklären ist: Es ist der Ausdruck der Angst, dass das vorhandene Geld für den Rest des Lebens nicht reichen wird.
Altersgeiz reduziert nun entscheidend die Lebensqualität sowohl der Betroffenen, wie auch der ihres Umfelds. Altersgeiz ist damit auch eine der Ursachen der Isolation im Alter und wenn man den vielen Kriminalgeschichten dazu glauben will, auch ein Motiv, um getötet zu werden.
Ich selbst hatte viele persönliche Erfahrungen dazu und sehe die Gründe etwas differenzierter. Ein wichtiger Grund ist z.B. die Demenz: Menschen erkennen den Wert des Geldes nicht mehr. Dann ist es nicht ungewöhnlich, dass z.B. als Trinkgeld Cents Münzen gegeben werden. Dies hat nichts mit Geiz zu tun, erscheint aber als geizig.
Wenn Angehörige über ihre älteren Verwandten herziehen und ihnen Altersgeiz vorwerfen, dann vergessen sie leicht, welche Erfahrungen diese mit ihnen hatten. So kenne ich einen jungen Alkoholiker, der nicht einsehen will, dass Geld nur seine Sucht weiter fördert und es ihm deshalb verwehrt wird.
Auch für die Sparsamkeit bei notwendigen Anschaffungen kann es andere Gründe als Geiz geben: eine Bekannte verzichtet darauf, weil es ihr nachhaltiger erscheint und sie mit ihrem Konsum nicht die Zukunft belasten will.
Besonders reichen Menschen wird oft Altersgeiz nachgesagt. Aber wahrscheinlich waren sie schon in ihrem ganzen Leben geizig, wie wären sie sonst so reich geworden?
Geiz ist für die Betroffenen eine unangenehme Eigenschaft, um es vorsichtig auszudrücken. Er erniedrigt die Menschen, isoliert sie und schafft ihnen Feinde. Sie selbst merken ihr bizarres Verhalten gar nicht, im Gegenteil, sie erfreuen sich sogar daran, für Schnäppchenjäger ist Geiz sogar gesellschaftsfähig, um nicht zu sagen "geil" geworden.
Wer es gut mit seinen persönlichen Kontakten meint, hilft den Geizigen, solange sie noch nicht zu sehr isoliert sind, davon loszukommen oder die Sparsamkeit auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
Auch hier hat die Gesellschaft einfache Erklärungen, die ebenfalls nicht immer zutreffen: Alte scheinen dann ihr Geld zu verschwenden, wenn sie ihr nahes Ende ahnen und sie die scheinbar nur noch kurze Lebensspanne genießen wollen.
Aber auch hier kann Demenz ein Grund sein. Menschen, die immer sehr genau in Gelddingen waren, wollen diese Eigenschaft behalten und sie überweisen oder bezahlen dann aus Gewohnheit, Unkenntnis oder auch weil sie betrogen werden weiterhin Beträge, die ihnen oder den Erben schaden. Wenn dies überhand nimmt, wird nur die Entmündigung Abhilfe schaffen können.
Auch Spendenjäger nützen diese Umstände aus und sie versprechen ewigen Ruhm oder - bei manchen Kirchen - ewiges Leben im Tausch für das Geld. Für die potenziellen Erben ist dies dann eine herbe Enttäuschung, vielleicht aber auch nur das Ergebnis der fehlenden eigenen Fürsorge für ihre Angehörigen.
Manche scheinbare Geldverschwendung wird verständlich, wenn man weiß, welche Wünsche alte Menschen im früheren Leben hatten und die sie immer wieder hinaus geschoben haben. Die sündteure Fernreise, das Luxusauto, die Premium Loge im Stadium, der Maßanzug oder das Haute Couture Kleid, sie alle wären vielleicht nicht sinnvoll, aber sie passieren dann doch. Wünsche, die früher nicht finanzierbar waren, werden nun erfüllt, auch wenn es unpraktische, unnötige oder vielleicht sogar lächerliche Dinge oder Angelegenheiten betrifft.
Im Gegensatz zu den Geizigen werden die Verschwender nicht isoliert, sondern sie werden gesucht. Auch das kann durchaus ein plausibler Grund sein, sein Geld oder Vermögen auszugeben. Öfters mal im Mittelpunkt stehen, öffentliche Anerkennung bekommen, die man bisher nicht erhalten hat, das sind doch nachvollziehbare und verständliche Gründe.
Die meisten alten Menschen, die ich kenne, leiden unter den Sammlungen, die sie entweder selbst angehäuft oder auch schon vererbt bekommen haben. Wie in einer Sucht vergrößern sie sie stets und die damit anwachsenden Kosten oder der Platzbedarf können enorm und zum großen Problem werden. Auf Vernunftargumente, wie "was soll denn damit nach deinem Tod passieren", reagieren sie aber kaum.
Ich war davon betroffen, ich muss es gestehen auch als Sammler und nicht nur als Nachlassverwalter. Es ist schwierig, ja nahezu unmöglich, sich von all diesen Dingen zu trennen, die man mit viel Herzblut erworben hat. Bei den meisten Objekten kennt man dann sogar noch die genauen Umstände des Erwerbs. Es ist oft weniger der Handelswert der Sammelobjekte, als die emotionale Investition, die man nicht aufgeben will. Und trotzdem leidet man unter der Last der Sammlung.
Ist man glücklich und hat Nachkommen, die an der Sammlung interessiert sind, dann ist es relativ leicht, man kann sie ihnen schon zu Lebzeiten überlassen. Schmerzlich ist dann nur, wenn man sie vielleicht teilen muss oder wenn man feststellen muss, so wie man es selbst gemacht hätte, werden die Dinge dort nicht gepflegt.
Auch relativ einfach wird die Sache, wenn die Sammlung kostbar ist, also einen Geldwert darstellt. Dann wird man sie zumindest leichter los, wenn man aber beim Verkauf immer das Gefühl haben wird, nicht den richtigen Preis bekommen zu haben.
Aber was soll man mit der Bierdeckelsammlung, der Streichholzschachteln mit den vielen bunten Bildchen, den Jahrzehnten an Versandhauskatalogen, die alle gute Zeitdokumente waren, den unendlich vielen Büchern, die als Massenware keinen Preis mehr erzielen und vielem anderen machen, was man einmal geliebt hat? Soll man warten, bis beim Umzug ins Altersheim sie ohnehin alle im Müllcontainer landen?
Nein, so denke ich. Es ist wesentlich befreiender, sie schon vorher loszuwerden. Man wird dazu allerdings Hilfe brauchen. Jemanden der das Ganze einpackt und wegbringt. Und der dafür sorgt, dass es vielleicht doch noch jemand anderer verwenden kann. Flohmärkte, Garage sales (private Flohmärkte), Warentauschtage, Warentauschbörsen gibt es fast überall. Sie sind die besten Möglichkeiten zur Verschlankung des Besitzes.
Sie werden als die sicherste Investition im Alter angesehen und nehmen daher manchmal auch den größten Wertanteil des Besitzes ein. Dies stimmt auch, wenn man darin wohnen kann, das heißt, wenn die Immobilie seniorengerecht, vielleicht sogar barriererefrei ist.
Aber in der Praxis ist sie das oft nicht. Sie wurde ja auch wahrscheinlich nicht als Ruhesitz erworben, sondern um Platz für die Kinder und die Familie zu haben. Deshalb ist sie oft viel zu groß und in der Folge auch im Unterhalt zu teuer. Ist sie leicht teilbar, dann kann man wenigstens einen Teil vermieten. Viele Alte scheuen dies aber, weil sie vermuten, damit Probleme zu bekommen. Manche haben gleich mehrere Immobilien und vor allem, wenn diese weit entfernt liegen, weil man sie z.B. geerbt hat, kann das zu einer großen Belastung führen. Dieser Besitz kann richtig einschränken, wenn er in keinem guten Zustand ist und die aktuelle Lage keinen Verkauf ermöglicht.
Leider hat sich in Deutschland die "reverse Mortgage", die Immobilienrente, nicht durchgesetzt. Sie ist in den USA die beliebteste Möglichkeit, von Immobilienbesitz zu leben. Man verkauft das Haus einer Bank, diese zahlt dann eine lebenslange Rente und man kann weiterhin drin wohnen. Die bei uns ähnliche Leibrente ist kein guter Ersatz, weil dahinter meist Privatpersonen stehen und keine sicheren Institutionen.
Hierzulande muss man verkaufen und was passenderes neu kaufen. Dies ist immer aufwändig, mit Risiken verbunden und viele scheuen sich, es zu Lebzeiten zu wagen. So kann es zu richtig tragischen Situationen kommen, wenn das Lebensende nicht schnell, sondern langsam kommt.
Bei manchen alten Menschen werden sie zum Lebenssinn, sie aktivieren, erheitern, beleben und strukturieren ihren Alltag, kurz sie sind unentbehrlich. Aber vor allem in den Städten können Haustiere auch sehr teuer werden. Das Futter, die Arztkosten, eventuell auch noch Steuern und Versicherungen bei Hunden, das übersteigt schnell das Budget und die Tiere werden zur Belastung und es gibt nicht wenige Seniorinnen, die dann eher bei sich, als bei ihren Lieblingen sparen.
Wer klug ist erkennt, wann es besser ist, nach dem Tod der Katze, des Hundes oder des Vogels kein neues, junges Tier mehr anzuschaffen, sondern einen Weg zu finden, zwar mit den geliebten Tieren weiterhin in Kontakt zu bleiben, aber nicht mehr durch sie belastet zu werden.
Sie hinterlassen deutliche Spuren, die vielleicht immer noch erfreuen, dann aber irgendwann doch zur Belastung werden. Was soll man mit den vielen Pokalen, den Geräten, die man zur Ausübung brauchte, dem vielen Wissen, das man dazu angesammelt hat, nun tun?
Ja, man kann sich auch von Hobbys trennen, genauso wie man sich vom Beruf getrennt hat. Vielleicht findet man einen Nachfolger, der dies dann gerne übernimmt und schätzt. Sucht man rechtzeitig danach, dann haben die Dinge und das Wissen, das man weitergeben will auch noch größeren Wert.
Wenn dies nicht gelingt, dann dokumentiert man nochmals alles was wichtig und erfreulich war, für sich selbst und die Nachkommen zur Erinnerung und bringt die Utensilien zum nächsten Warentauschtag. Es ist leider so, dass man im Alter vieles nicht mehr ausüben kann, was früher wichtig war. Wenn man sich rechtzeitig davon trennt, sich vielleicht in Ehren noch einmal verabschieden und würdigen lässt, lebt man freier.
Wer Besitz in Form von Geld oder Immobilien hat, lebt sicherlich besser im Alter. Man muss nur lernen, damit richtig umzugehen. Mitnehmen kann man sowieso nichts, denn das letzte Hemd hat keine Taschen, wie wir wissen. Man muss also eine Balance finden, soviel zu besitzen, dass es für das restliche Leben reicht, aber auch alles rechtzeitig auf- oder wegzugeben, was man nicht regelmäßig selbst braucht und das damit nur zur Belastung wird.
Die großen Unbekannten bei diesen Entscheidungen sind u.a. die Lebensdauer, eventuelle Notfälle und Katastrophen, unvorhergesehen Ausgaben für die Gesundheit (z.B. für die teure Gebisssanierung), politische Veränderungen, Finanzcrashs und nicht zuletzt auch Veränderungen in der eigenen Familie, für die man sich noch verantwortlich fühlt.
Es sind also so viele Unsicherheiten, dass es unmöglich ist, alles einzuplanen und es werden sich deshalb Fehler nicht vermeiden lassen. Ich finde dies tröstlich, denn es erleichtert schnellere Entscheidungen zu treffen, wenn man weiß, dass es die ideale Lösung ohnehin nicht geben wird.
Dies ist eine einfache Möglichkeit, den Spagat zwischen Geldverschwendung und Altersgeiz zu überbrücken. Man überlegt, vielleicht mit etwas Hilfe von einem Außenstehenden, wie viel man pro Monat für "nicht Notwendiges" ausgeben kann. Man kann dies nun Luxus (oder Beitrag zur Lebensqualität oder Spaß) nennen, es drückt aus, dass man diesen Betrag frei ausgeben kann, ohne seine Zukunft zu gefährden. Wer nicht mehr gerne Buch führen will, legt diesen Betrag beiseite, z.B. in kleinen Scheinen in einem eigenen Fach in der Brieftasche und man weiß so schnell, wann das Luxusbudget erschöpft ist.
Wer einen Partner hat, wird dies ganz automatisch tun. Wer Kinder hat, kann mit ihnen vereinbaren, dass man Ausgaben über einem bestimmten Limit, z.B. 500 Euro, mit ihnen bespricht und man bittet sie, dann auch zu zuhören. Wer ganz alleine lebt, kann immer noch eine Freundin oder einen Freund um diese Gefälligkeit bitten.
Hat sich das erst einmal eingebürgert, dann kommt man gar nicht mehr in die Versuchung, schnell und unüberlegt zu handeln. Wenn man dazu gedrängt wird, hat man eine gute Erklärung, dass man sich nicht sofort entscheidet: Ich muss das zuerst mit meinen Kindern besprechen!
Es schmerzt viel weniger, wenn man alles auf einmal weggibt. Am besten alles Entbehrbare mit Fotos dokumentieren, damit man später nochmals in Erinnerungen schwelgen kann, wenn man will, dann die Sammlung in große Kisten packen, sie für einige Zeit wegstellen und wenn man damit leben kann, sie - ohne sie nochmals anzuschauen - abgeben.
Wie bei Krebszellen, die immer wieder aus Neue wuchern, wenn man sie nicht vollständig raus schneidet, so bergen auch hier kleine Relikte die Gefahr, dass man wieder in die alte Sammelsucht zurückfällt. Wer dies nicht schafft, der hebt sich vielleicht ein einzelnes Stück auf, das er dann auch mit ins Altersheim mitnehmen wird.
Man wird beim Abgeben Trauerarbeit leisten müssen und deshalb rate ich auch hier zum besten Mittel dagegen: Eine Reise machen. Oder anders ausgedrückt, vor einer großen Reise den schmerzlichen Schnitt machen!
Dazu gehören z.B. Bibliotheken, Archive, Museen. Leider gehört inzwischen schon Glück dazu, wenn man solche Abnehmer findet, es gibt einfach zu viel, was vererbt oder weiter gegeben wird.
Eine ausreichend hohe Rente, die regelmäßig bis zum Lebensende bezahlt wird und um die man sich nicht mehr kümmern muss, wäre das Bequemste, um seinen Lebensabend zu sichern. Ein großer Unterschied zwischen Rente und Besitz ist, dass man die Rente (im Normalfall) nicht vererben kann. Der Wert im persönlichen Umfeld ist also an das eigene Leben gebunden, ein großer Vorteil in einem egoistischen oder gar feindlichen Umfeld. Denn wer will schon der Kuh, solange man sie gut melken kann, Schaden zufügen wollen?
Aber was ist schon eine sichere Rente? Das ist die Kernfrage in unsicheren Zeiten, wenn nur noch die Beamten sich darauf verlassen können. Worin soll ich jetzt investieren, um später eine gute Rente zu bekommen? Ich habe an anderer Stelle über Altersvorsorge und sinnvolle Investitionen geschrieben. Auch die Folgekapitel dort werden einige interessieren.
Für Senioren gelten zusätzliche Besonderheiten. Es ist besser mehrere Renten zu bekommen, als den gleich hohen Betrag von einer einzigen Stelle. Man sollte die Rentenzahlungen auch im Ausland entgegen nehmen können, falls doch jemand im Alter auswandern will.
Eine andere Art in die Rente einzuzahlen besteht in der Wahl der richtigen Krankenkasse. Es ist besser, als Berufstätiger mehr dafür auszugeben, in der Rente aber wenig bezahlen zu müssen. Ich erwarte, dass sich das deutsche System deshalb ändern wird, so wie es heute ist, ist es für viele nicht seniorenfreundlich.
Man kann auch den Wert der (meist zu niedrigen) Rente erhöhen, in dem man rechtzeitig die Lebenshaltungskosten reduziert, z.B. durch Investitionen in die Wohnung, durch einen Garten, durch eine andere Form der Mobilität (mit Teilauto, E-Bike).
Wer gelegentlich mit Arbeiten im Alter dazu verdient oder später in Rente geht, macht dies meist nicht freiwillig, sondern aus finanzieller Notwendigkeit. Aber es zeigt sich dann doch, dass das Arbeiten auch noch andere Probleme reduziert. Man bleibt in Kontakt mit Menschen und ist weniger einsam, es wird nicht so leicht langweilig, man informiert sich besser und man pflegt sich auch besser.
Manchmal haben diese Tätigkeiten etwas mit dem früheren Beruf zu tun, aber das muss nicht sein. Wer wach ist, kann vielleicht eine neue Tätigkeit, eine neue Nische finden, um seine Rente aufzubessern. Viele Gedanken dazu sind auf der Seite Seniorenarbeit.
www.seniorenfreundlich.de/geld-besitz.html