Seniorenreisen sollten immer wie Single-Reisen konzipiert werden. Viele alte Menschen, auch Ehepaare, wollen auch im Urlaub gerne ihr eigenes Zimmer, mit einem eigenen Bad. Anforderungen für seniorenfreundliche Hotels findet man hier.
Bewährt haben sich für mich Hotelreservierungen im Internet. Da das Angebot riesig und unübersichtlich ist, sollte man sich aber vor dem Buchen informieren, wie zufrieden andere Reisende waren.
Gute Seniorenreisen sind immer auch Lernerfahrungen. Sie regen an, sie machen neugierig und sie fördern Aktivitäten, die eventuell auch nach der Reise weiter gepflegt werden können. Auf jeden Fall lassen sie viel Raum für Kommunikation und Kennenlernen. Ein bewährtes Vorbild aus den USA ist Elderhostel. Was wir ebenfalls von den USA übernehmen können, das sind die beiden magischen Begriffe EASY und ENTERTAINMENT, die in Europa oft zu kurz kommen.
Unsicherheiten beim Reisen regen unnötig auf, sie würzen nicht mehr das Leben, sondern sie belasten es. Also muss immer gut informiert werden und es sollte für alle Aktivitäten genügend Zeit eingeplant werden. Und ganz wichtig, für Unterhaltung und gute Stimmung muss stets gesorgt sein!
Jede Altersgruppe wird spezielle Reiseziele anstreben und auch bevorzugte Verkehrsmittel haben. Generell gilt, dass Komfort mit zunehmenden Alter immer wichtiger wird und der Aktionsradius immer kleiner werden wird. Da mit zunehmendem Alter der Frauenanteil immer höher wird, ist darauf zu achten, dass auch einige (am besten jüngere) aktive Männer mit von der Partie sind. Sie sind für eine gute Stimmung unentbehrlich.
Die neue Freiheit genießen: Kinder aus dem Haus, Berufszwänge fallen weg, die Eltern sind verstorben, auch außerhalb der Ferien viel Zeit haben.
Das Versäumte nachholen: "Ich wollte immer schon einmal ... "
Verwandte (Kinder und Enkelkinder) und alte Bekannte besuchen.
Abschied nehmen, solange es noch geht: "Zum letzten Mal die anstrengende Reise nach ..... machen."
Gesellschaft suchen, neue Menschen finden, neue Hobbys.
Ausbrechen aus dem Alltag. Abwechslung von der Routine.
Was Neues kennenlernen. Hintergründe erfahren, Wissen erweitern, Sprachkenntnisse festigen, Fremdes in Lokalaugenschein nehmen (Unabhängigkeit von den Medien).
Geld sinnvoll ausgeben ("Man kann ja nichts mitnehmen!")
Veränderungen beobachten. "Was ist aus den Stätten der Jugend geworden? Wie sieht das Kriegsgebiet jetzt aus?"
Klimaveränderung.
Linderung, Erleichterung und Behandlung medizinischer Probleme.
Testen des Fitnesszustandes ("Ich will's noch einmal wissen!").
Abfeiern der Bonusmeilen, die man im Berufsleben erworben hat.
Nicht langsam und qualvoll zuhause sterben wollen.
Pure Erholung ist - mit Ausnahme von Pflegern - nicht mehr die Hauptmotivation!
Rentner haben keinen Urlaub mehr - Rentner gehen auf Reisen!
Geld
Mangelnde Erfahrung mit dem Reisen (z.B. Fahrpläne lesen, kein Zugang zum Internet)
Fehlende Reisebegleitung
Berufstätigkeit des (jüngeren), Krankheit des (älteren) Partners
Gesundheitliche Einschränkungen, medizinische Betreuung
Überraschende Pflegefälle
Garten, Pflanzen und Haustiere in der Wohnung
Ehrenämter
Kein gültiger Pass
Unflexible Stornierungbedingungen
Wie alle anderen Tätigkeiten auch, so werden Reisen durch finanzielle und körperliche Limits beschränkt. Da das Reisen anstrengend sein kann, werden vor allem die Altersbeschwerden im Laufe der Zeit den Aktionsradius immer kleiner machen, bis man dann dort landet, "dass es Zuhause am schönsten ist". Zum Beispiel kann Inkontinenz dafür der Grund sein, aber auch die Unkenntnis der neuen, modernen Reisemittel. Aber wer immer schon gereist ist, wird es auch im Alter noch gerne tun.
Während die Generation 60+ kaum Grenzen kennt, außer das Geld reicht nicht, wird 70+ schon einige Kompromisse eingehen und sich auf Reisen beschränken, wo es z.B. eine Reiseleitung gibt. Für 80+ wird dann oft eine persönliche Betreuung notwendig. Ist diese gut, dann hat die Reiselust nur wenige altersbedingte Grenzen.
Ich habe bei einer Rom-Reise eine alte Dame gesehen, die mit 90(!) ihren ersten Flug gemacht hat und zur Papstaudienz geflogen ist. Die Begleitung von Kindern und Enkel haben es problemlos möglich gemacht. Auch auf anderen Reisen habe ich oft die Kombination Großeltern - Enkel erlebt, sie scheint sich gut zu bewähren.
Bei meinen Städtereisen gebe ich oft an, ob eine Stadt "seniorenfreundlich" ist. Was damit gemeint ist, sieht man in der folgenden Tabelle. Diese Kriterien gelten zwar für die Touristen und nicht für die Einwohner, aber es wird dabei doch viele Überlappungen geben. In einer Stadt, in der Senioren gerne wohnen, werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch ältere Touristen wohlfühlen.
Checkliste für seniorenfreundliche Städte (und andere Reiseziele) |
Genügend öffentliche Toiletten, gut beschildert (möglichst gratis). Stadtpläne, auf denen die Toiletten eingezeichnet sind. |
Dichtes und preiswertes öffentliches Verkehrssystem (mit Mobilty Tickets), kein rücksichtsloser Verkehr, sichere Fusswege, kurze Wege. |
Viele gratis Sitzmöglichkeiten und Trinkwasserbrunnen. Sitzbänke müssen hoch sein (mindestens 50 cm), aus zu tiefen können alte Menschen nicht mehr alleine aufstehen. |
Eben und rutschsicher. Man muss gleichzeitig schauen und gehen können (ohne ständig auf den Boden schauen zu müssen) |
Wenige Treppen, Handläufe bei Steigungen, barrierefrei, kein Buckelplaster. Lifte und andere Hilfen bei Steigungen und großen Höhen, keine Baustellen |
Kein extremes Klima, gute Luft, wenig Wind, Lauben die Schatten spenden, sichere Parks |
Helle Beleuchtung in der Nacht, keine Stolperfallen |
Sicher, geringe Kriminalität, wenige No-Go Areas |
Stadtinformationssystem, Übersichtspläne, Hinweise |
Keine leidenden Tiere oder Kinder. Sie brechen den Alten das Herz! |
Cafes und Restaurants an Attraktionen, schönen Aussichten, mit akzeptablen Preisen und freundlicher Bedienung |
Man versteht Deutsch, deutsche Aufschriften und Speisekarten, Preise in Euro |
In Basel habe ich zwei Besonderheiten gesehen, die man überall nachmachen könnte:
Ich scheue mich übrigens nicht, auch prominenten Reisezielen schlechte Noten für Seniorenfreundlichkeit auszustellen. Besonders im Winter stimmen oft die Bedingungen nicht mehr (z.B. auch für Mallorca oder Florenz). Wer vom demographischen Wandel profitieren will, muss auf sein Publikum auch Rücksicht nehmen.
Ich wiederhole hier die klassischen Phasen für Tourismusmarketing mit einigen Apsketen, die vor allem für Senioren gelten.
1. Aufmerksam machen: Die größte Motivation sind immer noch Berichte von Gleichaltrigen. Es ist also nicht falsch, Senioren, die eine Reise zufrieden beendet haben, mit Hilfsmitteln auszustatten, die sie besser in die Lage versetzen, darüber zu berichten. Dies können Prospekt esein, eine Postkarte, ein Blogeintrag, ein YouTube Video u.ä.m.
2. Buchung: Das erste große Hindernis. Manche haben richtig Angst davor. Dies ist zwar gut für die Reisebüros, die deswegen aufgesucht werden, aber für die Anbieter keine Dauerlösung.
Wer sein Angebot ins Netz stellt, sollte zumindest folgende Fehler vermeiden:
Frühes Login, unflexibles Storno, frühe Anzahlungen, fehlende Transparenz (Kleingedrucktes), ungefragte Häkchen", z.B. für Versicherungen, zu kurze Zeitlimits, zu kleine Fonts, schwierig zu lesende Sicherheitsfeatures.
Ease of Learning ist wichtiger als Ease of Use (für Reisebüros gilt gerade das Gegenteil). Vertragsabschluss immer erst zum Schluss, der Vertrag muss verständlich saein und einfach ausdruckbar sein.
Die Buchungsangst schwindet mit der Erfahrung. Also muss vor allem das "Erste Mal" ganz simpel sein!
3. Hinfinden: Es muss wirklich leicht gemacht werden, das Ziel zu finden. Darum immer die Ankommenden fragen, welche Probleme sie hatten und diese umgehend korrigieren. Man kann davon ausgehen, dass der Zugriff zum Internet (z.B. Google Earth) funktioniert und kann diese Informationen preiswert ins Netz stellen. Optimal ist allerdings immer noch das Abholen von der eigenen Wohnungstür.
4. Empfang: So komfortabel wie möglich. Alte Menschen sind vom Reisen erschöpft und sind dankbar für jede Hilfe. Dazu gehört auch, dass der Meldeschein vom Personal ausgefüllt wird.
5. Länger bleiben: Wenn das Angebot flexibel gestaltet werden kann, dann sollte man Senioren einladen, doch länger als geplant zu bleiben und dies einfach gestalten. Menschen, die wenige Verpflichtungen haben, können dankbar sein, wenn sie länger in schöner Umgebung bleiben können.
6. Gerne Wiederkommen: Wenn sich der Aufenthalt oder
das Angebot bewährt hat, dann kann man mit kleinen Tricks Senioren einfacher zum
Wiederkommen bewegen, als junge Menschen, die stets das Neue suchen.
Besonders gerne kommt man wieder, wenn die gleichen netten Menschen, die man kennengelernt
hat, auch wieder kommen. Also sollte man Kontakte, wo immer es geht, erleichtern. Bei
ausgesprochenen Seniorenzielen gibt es immer zu wenig Männer, besonders an Tänzern und
Autofahrern mangelt es. Kluge Veranstalter überlassen es nicht dem Zufall und sorgen
dafür, dass vor allem genügend Tänzer da sind!
7. Souvenirs: Es müssen Dinge angeboten werden, die man leicht und gerne nach Hause mitbringt und die man im Alltag immer wieder verwenden kann (siehe dazu auch die Tipps für Wahlgeschenke, die eine ähnliche Aufgabe erfüllen). Sie haben einen viel größeren Wert, als es dem Kaufwert entspricht.
Mit der Bahn
Nicht nur das Preissystem der Bahn hat dazu geführt, dass ich nicht mehr mit ihr verreise, sondern vor allem auch die neuen Streckenführungen. Für Fahrten, die bisher mit den Interregios ohne Umsteigen möglich waren, soll ich nun mehrfach den Zug wechseln.
Dabei ist das Umsteigen das größte Hindernis für Seniorenreisen mit der Bahn überhaupt! Die neuen Regelungen hat ein ehemaliger Luftfahrtmanager erdacht und ich bin froh, dass er dafür auch gefeuert wurde. Denn sie zeigen, dass die Bahnmanager ihr Produkt aus der Sicht des Publikums kaum kennen und die Aufsicht durch die Politik mehr als mangelhaft ist.
Im Flugzeug ist das Umsteigen tatsächlich ein geringeres Problem, weil sich dort jemand um das Gepäck kümmert und die Anschlüsse nicht zeitlich so knapp bemessen sind. Aber wie soll ein alter Mensch mit seiner sperrigen Reisetasche in 5 Minuten den Zug wechseln, wenn er schon solange braucht, um aus diesem überhaupt herauszukommen.
Also liebe Manager, das Umsteigen minimieren, dass sollte die oberste Devise sein, wenn ihr weiterhin Senioren und Seniorinnen als Publikum haben wollt. Erst dann kommen die Tariffragen.
Die vorhandenen Automaten sind oft unbrauchbar und der Internet Auftritt der Bahn ist immer noch unzulänglich. Senioren brauchen daher gelegentlich einen menschlichen Ansprechpartner, um Tickets zu kaufen. Dafür (wie es geplant war) einen Bedienungszuschlag zu verlangen, ist schlicht eine Frechheit.
Das Aussteigen wird wesentlich erleichtert, wenn man bei der Durchsage der nächsten Station die Ausstiegesseite mit angibt (z.B. "Ausstieg rechts") und falls nötig, auch den Bahnsteig, an dem man ankommt!
Weiters wollen Senioren nur am Tage reisen und die Nacht in einem Hotel verbringen, in dem sie sich dann am Morgen auch genüßlich duschen können. Denn sie wollen auch aus dem Fenster schauen können und die Aussicht betrachten.
Weniger wichtig, vielleicht sogar hinderlich, ist dabei die Geschwindigkeit der Züge. Denn mit 250 km/h nur durch Tunnels oder über Brücken zu rasen ist eher langweilig. Wichtig sind dagegen Komfort, was zumindest Beinfreiheit und breite Sitze bedeutet.
Mit dem Bus
Fast alle modernen, deutschen Reisebusse sind auch seniorenfreundlich. Auch bei ihnen gilt, Beinfreiheit und breite Sitze sind komfortabler. Die wichtigste Einrichtung aber ist die Bordtoilette. Ohne sie sollte man keine Seniorenreise unternehmen und auch gar nicht anbieten!
Kein Wunder, dass bei diesem guten Angebot Seniorenreisen mit dem Bus so beliebt sind! Vor allem die Generation 70+, die nicht mehr weite Fahrten mit dem eigenen Auto machen will, wird sich angesprochen fühlen. Auch hier gilt für die Veranstalter: keine Seniorenfahrten in der Nacht!
Besonders Städtereisen sind mit dem Bus angenehm. Das Hotel ohne Umsteigen zu erreichen und dann vom reichen kulturellen Angebot vieler naher europäischer Städte zu profitieren, das ist nicht nur nach meinem Geschmack!
Mit dem Flugzeug
Beinfreiheit und breite Sitze sind auch auf Flugreisen ein wichtiges Element für den Komfort! Aber auch der Preis spielt eine große Rolle, kein Wunder, dass auf vielen Billigfluglinien nicht nur ganz junge, sondern auch viele alte Menschen unterwegs sind.
Bei Charterreise wäre eine Verbesserung des Gepäcktransportes denkbar, so dass man seinen Koffer gleich bis ins Hotelzimmer transportiert bekommt. Innerhalb des EU-Raumes sind ja die Zollbarrieren weggefallen, warum also nicht den Koffer am Flughafen abgeben und ihn dann im Hotelzimmer erst wieder selbst aufmachen? Oder bei der Rückreise ihn im Hotel abgeben und ihn erst dann wieder am Zielflughafen in Empfang nehmen.
Äußerst unangenehm sind sehr frühe Flugzeiten. Wenn es für den Geschäftsreisenden ein großer Vorteil ist, dass sein erster Flieger schon um 6h Morgen geht, so will der Senior am Morgen Zeit haben und seinen Flug erst ab 9h starten.
Senioren bevorzugen Plätze am Gang, um zwischendurch besser aufstehen zu können. Die Sicht aus dem Flugzeug ist ja ohnehin meist beschränkt und Starts und Landungen haben sie schon genügend in ihrem Leben mitbekommen.
Ich habe jetzt schon viele Flüge mit manchen "Billigfliegern" gemacht. Sie waren makellos, aber ich kann sie nur empfehlen, wenn man sich die Fluglinie genau anschaut. Es würde mich nicht wundern, wenn Linienflieger manche ihrer Vereinfachungen auch einführen würden, sie machen das Fliegen sehr viel angenehmer.
Um an die günstigsten Tickets zu kommen, muss man sich auf den Verteiler der jeweiligen Newsletter setzen lassen und so früh wie möglich buchen.
Ein neues Flug-Angebot habe ich in Wien entdeckt, Tagesausflüge und Kreuzfahrtflüge. Wie mit dem Bus ist man in einer großen Gruppe unterwegs, immer mit dem gleichen Flugzeug und einem bekannten Flugkapitän. Das könnten andere große Stadte nachmachen, es scheint mir ein gutes, maßgeschneidertes Seniorenangebot zu sein.
Im Frühjahr 2009 wurde häufig über stark rückläufige Fluggastzahlen berichtet und
als Grund die Rezession angegeben. Dies stimmt in meinen Augen für die Senioren nur
teilweise, ein anderer wichtiger Grund ist für mich, dass das Fliegen nicht mehr so
schön ist wie früher. Statt Freiheit über den Wolken herrscht jetzt Unfreiheit. Sind diese vielen Kontrollen wirklich sinnvoll? Vor allem das Verbot für Flüssigkeiten im Handgepäck ist eine extreme Einschränkung, deren Sinn ich anzweifle. Leider werden auch keine Produkte angeboten, die diese Kontrollen vermeiden, wie Gürtel oder Nagelscheren ohne Metalle. Dann diese vielen unberechenbaren Streiks, diese fehlende Transparenz bei den Preisen, diese zu niedrigen Limits beim Gepäck, zu unflexible Stornoregelungen, zu lange Wartezeiten, schrecklich unbequeme Sitzmöbel in den Wartezonen. Da braucht es keine Unwetter, Ansteckungsgefahr durch Viren mit den Klimaanlagen und Berichte über Flugzeugabstürze, auch die kleinen Schikanen verderben die Freude am Fliegen! |
Optimal sind heute Radreisen mit dem Bus, der das Gepäck transportiert und der einem auch mal mitnimmt, wenn man an einem Tag nicht so gut drauf ist oder wenn es in Strömen regnet.
Es gibt inzwischen auch optimale Seniorenräder, in Form von E-Bikes, geeignet auch für hügelige Gegenden. Was noch fehlt, ist eine entsprechende Infrastruktur zum Aufladen oder Austauschen der Akkus.
Wie ich jung war, habe ich immer davon geträumt, mit dem Campingbus durch Europa zu ziehen. Jetzt, wo ich mir so ein Fahrzeug auch leisten könnte und die Zeit dazu habe, denke ich etwas anders darüber.
Die in fast ganz Europa vorhandene hohe Kriminalität auf den Straßen und öffentlichen Plätzen erlaubt das Campieren nur noch auf gesicherten Campingplätzen. Der große Vorteil von Freiheit existiert nicht mehr so wie früher. Im Gegenteil, die sperrigen Dimensionen des eigenen Heims auf vier Rädern verhindern sogar manche Fahrten, z.B. ins Zentrum alter Städte. Und will man nur auf Campingplätzen bleiben, so gibt es für den längeren Aufenthalt mit den dort fest installierten Mobilheimen inzwischen echte, wesentlich praktischere und billigere Alternativen.
Also genügt für den Urlaub über Land mit totaler Freiheit das eigene Auto. Mit B&B, Bed-and- Breakfast, lernt man mehr von Land und Leuten kennen, als mit jeder anderer Reiseform. Die Anzahl billiger Übernachtunghotels (meist französische Ketten) wächst ständig. Und wer sich nicht zuviel vornimmt, kann auf diese Weise sich sogar bestens erholen und dabei viel sehen und auch erleben!
Der Vollständigkeit nehme ich auch diese Reiseform auf. Ich habe es einmal mit einem Hausboot in Frankreich auf den Canal de Bourgogne ausprobiert und war begeistert. Allerdings ist dieses Vergnügen eher teuer und heute könnte ich es mir nur noch in einer kleinen Reisegruppe leisten.
Als Freund des Wassers habe ich auch Flussreisen mit den Schlauchboot und dem Kanadier ausprobiert. Vielleicht hat der eine oder andere auch im Alter daran gefallen. Unsere Flüsse sind sehr sauber geworden, diese Fahrten sind heute wahrscheinlich attraktiver als früher und erschwinglich sind sie immer noch. Die deutsche Donau war und ist ein gutes Revier dafür.
Auch Segel- und Yachttörns hätten ihren Reiz, für den Durchschnittssenior aber werden sie aber unerschwinglich teuer bleiben.
Eine klassische Form der Seniorenreise, besonders beliebt auf den Flüssen Europaa, aber auch am Nil, im Mittelmeer und in den Nordischen Gewässern. Wer die weite Anreise nicht scheut, kann auch das reiche amerikanische Angebot dazu ausschöpfen.
Ehrlich gesagt, habe ich es selbst noch nie ausprobiert, aber mir oft davon erzählen lassen. Bisher fühlte ich mich noch alt genug dazu und es hat mir auch das nötige Kleingeld dazu gefehlt. Gerne würde ich z.B. mit der MS Deutschland durchs baltische Meer fahren.
Aber für eine kurze Fahrt auf dem Rhein (in Deutschland) oder eine Woche auf der Donau (z.B. Passau -Budapest und zurück) langt vielleicht auch das Seniorenbudget.
Zum Schluss will ich auch noch einige Worte dazu verlieren. Mit genügend logistischer Unterstützung kann ich mir durchaus akzeptable Seniorenreisen auf Schusters Rappen vorstellen. Allerdings würde ich mein Gepäck nicht mehr - wie in jungen Jahren - selbst tragen wollen. Und die Route müsste wirklich interessant sein, mit preiswerten, aber guten Hotels und genügend Raststationen unterwegs.
Ausprobiert habe ich einmal Teile des Jakobswegs in Nordspanien. Ich war aber entsetzt, wie viele Menschen dort unterwegs waren und es hat mich abgeschreckt, es wieder zu versuchen.
Viele Regionen Deutschlands, Österreichs, Italiens oder der Schweiz mit ihren ausgezeichneten Wanderwegnetzen würden sich dafür anbieten. Vielleicht müsste man nur diese älteste Form des Reisens einfach wieder entdecken! Immerhin sind viele Seniorinnen und Senioren oft viel besser zu Fuss als viele Jüngere, die sich kaum noch bewegen und nicht in Übung sind.
Bewaffnet mit Handy, eventuell GPS und einem immer erreichbaren "Lotsen" (ähnlich einem Fluglotsen), könnte ich mir viele Senioren vorstellen, die langsam und fotografierend, unbeschwert von großem Gepäck, wieder schauen lernen und dabei durchaus weite Strecken zurücklegen.
Der Clou scheint mir im "Lotsen" zu liegen, der über Handy immer erreichbar ist, sich um das Gepäck kümmert und unterwegs Tipps gibt. Dieser würde auch im Unfallfall helfen und so den Vorteil und die Sicherheit einer Wandergruppe bilden, ohne allerdings selbst mitzugehen. Auf diese Art und Weise könnten sich auch Einzelpersonen sicher auf die Reise machen.
Ich kenne einige Senioren, die ihren Urlaub immer mit einer Kur verbinden. Für sie hat dies viele Vorteile, nämlich beste Betreuung, immer nette Gesellschaft, und das gute Gefühl auch etwas für die Gesundheit zu tun. Wer immer zur gleichen Zeit an den selben Ort fährt, kann auf diese Weise auch gute Bekanntschaften pflegen und auch für eine feste Struktur im Jahresablauf sorgen.
Besonders beliebt scheint diese Form der Ortsveränderung für Menschen ab 70 zu sein, oder andere Seniorinnen oder Senioren, die eigentlich nicht mehr allzugerne reisen. Vielleicht weil eine kleine Behinderung sie davon abhält, sie keine Reisebegleitung mehr finden, sie nicht besonders selbständig sind oder weil z.B. durch eine Diät oder auch durch Flugangst sie nicht mehr flexibel genug auf die Herausforderungen einer normalen Reise reagieren können. Da ist der Kurlaub sicher dann die optimale Alternative!
Leider werden an manchen Kurorten alte Menschen von ihren Verwandten auch für einige Zeit "abgestellt". Dann zieht statt fröhlicher Atmosphäre der graue Alltag von Pflegeheimen ein. Zum Glück ist dies noch nicht überall der Fall, man hat also durchaus Auswahl, auch noch "aktive Kurorte" zu finden.
Wie man die besten Bedingungen für das Überwintern deutscher Seniorinnen und Senioren schafft, konnte man früher in Mallorca studieren. Dort hat fast alles gestimmt und entsprechend groß war die Nachfrage. Nun wären aber auch andere europäische Orte dafür geeignet, ich denke an Griechenland mit Rhodos und Kreta, an Zypern oder an Italien mit Sizilien und Kalabrien. Sie alle sind sicher und interessant genug, um einige Wochen im Winter aus Deutschland zu fliehen.
Ich versuche hier für alle, die das Erfolgsmodell Mallorca kopieren wollen, die Zutaten aus meiner persönlichen Sicht anzugeben. Erstens darf der Flug nicht länger als 3 Stunden dauern und es muss ein Direktflug sein. Dann muss auch der Transfer zum Hotel unter einer Stunde liegen. Hotels müssen mindestens drei Sterne, besser sogar 4 haben. Sie müssen seniorenfreundlich und gut beheizbar sein und über eine hohe Anzahl von Einzelzimmern oder Doppelzimmern, die einzeln belegt werden können, verfügen. Mindestens 4 mal pro Woche muss es am Abend ein Unterhaltungsprogramm geben.
Direkt vom Hotel weg muss es möglich sein ausgedehnte Spaziergänge zu machen, mindestens 5 km in einer Richtung. Am Ende der überwiegend flachen Strecke muss als Ziel eine Attraktion sein, z.B. eine Bar oder eine Taverne, in der man preiswert essen kann und die auch über Toiletten für Nichtgäste verfügt. Auch unterwegs muss es Sitzmöglichkeiten geben und mindestens einen Raststopp mit Verpflegung und Toilette.
Auch im Winter muss es möglich sein, interessante historische Stätten zu besichtigen oder Möglichkeiten zum eigenen Entdecken haben, d.h. man muss Fahrzeuge mieten können. Es wird akzeptiert, dass nicht diesselben Öffnungszeiten wie im Sommer sind, aber nicht, dass alles generell geschlossen ist.
Es muss Ärzte und Apotheker geben, die deutsch sprechen und man muss deutsche Zeitungen kaufen können. In den Fernsehern auf den Zimmern müssen deutsche Sender empfangbar sein. Der Kontakt zur Heimat muss einfach und preiswert sein. Entweder über das Telefon oder über das Internet (oder beides kombiniert).
Neben dem lokalen Essensangebot muss es immer auch etwas deutsches Essen geben, vor allem auch deutschen Filterkaffee und Kuchen und deutsches Frühstück (mit Marmelade!).
Auch tagsüber ist es wichtig Programme zur Unterhaltung und zur Wellness und Fitness anzubieten. Immer gerne akzeptiert werden Gymnastik und Sprachkurse. Aber auch Boccia/Boule (in allen Varianten) und andere Spiele finden meist ihre Liebhaber. Ziel dieser Programme ist weniger die Fitness, als die Förderung des Kontaktes untereinander.
Neben Klima, Sicherheit und Schönheit wird natürlich auch der Preis eine entscheidende Rolle spielen. Stimmen aber alle anderen Faktoren, dann wird sicherlich nicht das billigste Ziel das attraktivste sein, sondern jenes, das am besten auf die Wünsche der deutschen Seniorinnen und Senioren eingeht.
Wer in Europa nicht fündig wird und wer noch einen langen Flug verträgt, der kann sich die Angebote der Sun-Citys in den USA einmal anschauen. Sie begeistern auch immer mehr Deutsche!
www.seniorenfreundlich.de/seniorenreisen.html