Es gibt bei uns nicht viele objektive Informationen zu diesem amerikanischen Erfolgsmodell, den Seniorenstädten im Süden der USA, und so ist auch die Frage, ob ähnliches auch in Deutschland erfolgreich sein würde, bisher nicht wirklich beantwortet.
Eine lesenswerte Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 hat sich um die Klärung dieser Frage bemüht, aber auch sie leidet unter mangelndem Wissen über die US Verhältnisse. Will man nämlich die Vorteile des Konzepts übertragen, dann muss man beide Seiten gut verstehen, die Alten sowohl in den USA als auch in Deutschland. Nur aus Literaturquellen wird man dies nicht schaffen, man sollte in beiden Umgebungen gelebt haben. 2012 hat nun Helga Troitzsch diese Lücke mit ihrem neuen und sehr lesenswerten Buch gut gefüllt.
Dies ist meines Wissens die erste deutsche Veröffentlichung, die einen umfassenden und
fairen Überblick über die amerikanischen Rentnerstädte im Süden der USA - am Beispiel
der Sun Citys<
> in Arizona - gibt.
Frühere Berichte von Journalisten haben darüber eher abwertend berichtet und die
wissenschaftlichen Veröffentlichungen in deutscher Sprache wurden von Menschen verfasst,
die nicht länger in einer Sun City gelebt haben.
Besonders gelungen finde ich die Übertragung der Konzepte auf deutsche Verhältnisse
in Gestalt einer (noch fiktiven) Heliostadt. Helga Troitzsch wählt dazu eine dörfliche
Umgebung und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Platz für Senioren und
gleichzeitig Neubelebung des ländlichen Raumes.
Das Buch wird zu Recht auch als Bilderbuch bezeichnet, weil die vielen Fotos den Text gut
unterstützen und ihn leicht lesbar machen.
Ich wünsche mir, dass viele Politiker, vor allem Bürgermeister, aber auch Unternehmer,
Raumplaner und Architekten dieses Buch lesen werden und die kostbaren Anregungen darin
aufgreifen!
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Medienberichten aus den USA ist leider grundsätzlich zu misstrauen, sie sind immer in zwei Richtungen gefärbt: erstens werden bei uns nur schlechte Nachrichten begrüßt und zweitens haben wir immer noch Ressentiments gegenüber den Amerikanern. Das hat sich sich auch mit Barrack Obama nicht wesentlich geändert, unser Wissen über die USA ist einfach zu gering und die Distanz zu groß.
Ich habe den Vorteil in beiden Kulturen gelebt zu haben und traue mir daher zu, eine Übertragung wagen zu dürfen. Natürlich sind meine Anmerkungen auch nur persönliche Fantasiegebilde, denn wie gesagt, es gibt diese Seniorenstädte noch nicht bei uns und ich habe auch noch nicht in einer Suncity gelebt. Aber ich kenne doch ganz gut die Menschen zu beiden Seiten des Atlantiks.
Die wichtigste Lehre aus der Existenz von Sun-Citys (ich verwende meist die deutsche Schreibweise und nicht "sun cities") ist, dass es Sinn macht, über eine ideale Seniorensiedlung, wie immer sie auch aussieht, nachzudenken und sie dann auch zu verwirklichen. Dazu ist eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lebensabschnitt Alter notwendig, die leider in Deutschland immer noch nur selten geführt wird, weil das Alter für viele ein Tabuthema ist, das man lieber verdrängt, als sich damit auseinander zu setzen. Die Vorschläge der Politik werden zu einseitig auf Kostenfragen reduziert. Diese sind zwar auch wichtig, aber sie dürfen nicht alles dominieren.
Folgende Charakteristiken kann man den Sun-Citys zuschreiben:
Zu allen Punkten werde ich versuchen, Antworten oder zumindest eine Position zu finden.
Wir haben in Deutschland keinen Sunbelt, jene Gegenden im Süden der USA, wo es im Sommer heiß ist und auch im Winter noch angenehm warm sein kann. Wollten wir ähnliche klimatische Verhältnisse, dann müssten wir mindestens an die spanische Mittelmeerküste, die Türkei, nach Malta oder noch besser nach Nordafrika gehen.
Damit fällt die Hauptattraktion weg, im Alter in ein Klima ziehen zu können, in dem man ein positiveres Lebensgefühl entwickeln kann und die diversen Schmerzen weniger spürt. Wollen wir dies, dann geht es nur im Ausland. Aber die Erfahrung vieler Umsiedler hat gezeigt, dass im Alter die klimatischen Vorteile die anderen Nachteile nicht überwiegen. Ich selbst habe viele Winter in Spanien, Malta und Italien verbracht, auch ich bin inzwischen lieber im Winter in Deutschland, wo man auf die Kälte besser eingestellt ist und auch schlechtes Wetter besser aushält.
Als Ersatz für diesen geplatzten Traum könnte man nun deutsche Urlaubsgegenden mit viel Sonnenschein wählen. Aber dies trifft nicht den Punkt. Viele Orte an großen Seen, die man im Sommer wunderbar genießen kann, werden im Winter zu Nebellöchern. Wir wollen einfach Gegenden, in denen man das ganze Jahr, auch im Winter, gut leben kann. Eine bessere Wahl wären da schon Kurorte (mit heißen Bädern) oder Orte mit einem gesunden Heilklima. Aber dort überwiegen dann doch die Kranken und das erscheint unattraktiv.
Bevor ich nun weiter spekuliere, meine ich: Ohne attraktiven Sunbelt kann ich auch dort wohnen bleiben, wo ich schon heute wohne. Vielleicht wird man versuchen wirklich unattraktive Plätze im Alter zu verlassen und sich was besseres zu suchen, aber eine Motivation für große Mobilität bieten unsere klimatischen Verhältnisse nicht.
Als Amerikaner lebt man im eigenen Haus. Man kann so leben, wie man will und braucht keine Rücksicht auf Nachbarn zu nehmen. Da das Land groß ist und Grundstücke wesentlich billiger als bei uns im dicht besiedelten Deutschland sind, kann sich das auch fast jeder leisten.
Wie das Grundstücke rund ums Haus ist, ist den meisten egal. Da das Klima in den Wachstumsmonaten mörderisch heiß sein kann, ist man an Gartenarbeit wenig interessiert. Das einzige was wichtig ist, ist dass der Rasen kurz bleibt, sonst läuft man Gefahr, dass sich dort Giftschlangen und andere unerwünschte Tiere breit machen. Es ist daher sinnvoll, dass der Rasen pflegeleicht ist und auch regelmäßig gemäht wird. Da dies für Alte mühsam werden kann, sind sie dankbar, wenn dies von einem Service erledigt wird.
So sind auch in den Sun Citys Häuser die Standardwohnform und die Gestaltung rund ums Haus ist einheitlich. Zwei Vorteile ergeben sich dadurch automatisch: Die Wohnflächen sind ebenerdig und können leicht barrierefrei gestaltet werden und das bei dem heißen Klima unverzichtbare Auto ist in der Garage gleich neben dem Haus.
Will man diese Anforderungen an deutsche Verhältnisse übertragen, dann wird man vor allem der Frage nachgehen müssen, ob es nicht auch die eigene Wohnung tun würde. Für mich wäre dies die klare Antwort, aber die Wohnungen müssten so gestaltet sein, dass auch hier die Störung durch Nachbarn gering ist. Also wesentlich bessere Lärmisolation, vor allem auch der Sanitärbereiche. Ebenso müssten alle zum Leben notwendigen Bereiche auf gleichem Niveau sein.
Ob ein deutscher Senior generell auf sein Auto verzichten kann, bezweifle ich. Ich persönlich könnte es ganz gut, aber ich sehe in meinem Umfeld, dass dies sonst nicht der Fall ist. Also muss auch der Zugang zum Auto einfach sein, das heißt eine Tiefgarage mit Liftanschluss.
Auch ich würde für Eigentum plädieren, aus dem einfachen Grund, weil es eine gewisse Sicherheit gibt, nicht wegen der Willkür anderer noch einmal umziehen zu müssen und weil es einen Schutz gegen Inflation darstellt.
Generell wird den Deutschen unterstellt, dass sie die Umgebung ihres Hauses individuell gestalten wollen. Ich bezweifle, dass dies wirklich so gemeint ist. Wie oft habe ich ältere Hausbesitzer jammern gehört, dass ihnen die Gartenarbeit zu viel wird. Für fitte bodenständige Senioren mag ja der Garten tatsächlich ein Jungbrunnen sein, aber ich denke an Witwen, Reiselustige und Menschen mit allerlei Beschwerden. Sie würden gerne Individualität gegen Komfort eintauschen.
Für deutsche Projektvorschläge muss man beides anbieten: Individuelle Gestaltung und eine generelle Gartenpflege. Ich würde die generelle Pflege zum Standard machen, den jeder zu bezahlen hat, aber mit eigenen Kosten kann man auch alles individuell selbst gestalten. So sorgt man dafür, dass das schöne Erscheinungsbild erhalten bleibt.
In einer Wohnung mit Balkon erledigt sich diese Frage, hier kann man jede Saison selbst entscheiden, was man will.
Wenn ich über die Reaktionen der Deutschen dazu richtig interpretiere, dann sind diese überwiegend negativ. Schrecklich, diese Ghettos, Wartesäle zum Friedhof, dort wird doch nur noch übers Sterben geredet, das sind Begriffe, die fallen.
Schaue ich mir aber die Realität an, dann sind auch die deutschen Alten gerne unter sich. Die Pflegeheime (und fast alle unsere Altersheime sind inzwischen Pflegeheime geworden) sind die große Ausnahme. Dort will wirklich niemand hin. Aber sonst, im Kleingartenverein, mit dem Campmobil auf dem Campingplatz, im Seniorenclub, am Stammtisch, beim Überwintern im Süden, da sucht man gerne Gleichalte und auch in ihrem Lebenslauf ähnliche.
Die Seniorenphase ist so lange (für einige ist sie die längste Phase ihres Lebens), da gibt es auch unter den Gleichaltrigen noch viele, die einem jahrelang begleiten können. Was gemieden wird, das ist die Krankheit. Aber alt zu sein, bedeutet nicht automatisch krank zu sein.
Ich finde die Amerikaner sind ehrlicher. Sie bilden sich in den Sun Citys die Struktur, die sie gerne hätten und kümmern sich wenig darum, was andere denken oder was gesellschaftlich angesagt ist. In der Realität sind Kinder für sie kein Segen mehr, sondern eine Plage. Sie sind laut, ungezogen, schlicht anstrengend. Selbst die eigenen Enkelkinder sind nur für kurze Zeit wirklich erfreulich. Dann ist man wieder froh, sie an ihre Eltern zurückgeben zu können. Ist das in Deutschland wirklich sehr anders? Einem Land, das von Ausländern grundsätzlich als kinderfeindlich angesehen wird? Warum sollten im Alter die Deutschen plötzlich kinderfreundlicher geworden sein?
Worauf ich bei dieser Frage hinaus will, das ist die Diskrepanz zwischen geäußerter Meinung und Realität bei Seniorinnen und Senioren. Ich könnte es kurz und brutal zusammenfassen: Alte belügen sich häufig selbst oder auf ihre Meinung ist kein Verlass. Wer nun für sie plant, hat es schwer. Soll er darauf bauen, was sie ihm sagen oder doch lieber darauf, was sie tun? Ich plädiere darauf, zu trauen, was sie tun, vor allem, wofür sie Geld ausgeben. Alles andere kann man langfristig vergessen. Ich habe viele Beispiele dafür persönlich erlebt und stehe zu meinem Wort, auch wenn es für die politisch Korrekten häßlich klingt.
Was für Kinder gilt, gilt in ähnlicher Form auch für andere Gruppen, die sich wesentlich von der eigenen Lebensform unterscheiden, z.B. Migranten und Ausländer. Man bleibt am liebsten unter sich. Selbst Menschen mit ähnlichen Berufen suchen sich auch wieder im Alter: die Computerexperten, die Lehrer, die Handwerker, die Künstler, die Musiker. Auch die Religion oder Parteizugehörigkeit sind ein wichtiges Band und die Bereitschaft anderes Denkende zu tolerieren nimmt nicht gerade zu. Multikulti und Diversity haben für sie ausgedient, ihr langes Leben hat den meisten diese Illusionen genommen.
Wollen nun Deutsche in Städten mit 30.000 Einwohnern leben, ohne Kinder, ohne Schulen oder Kindergärten? Alle Bewohner über 55 Jahre alt und nur deutsch? Da kommen auch mir Zweifel. Aber es ist allein die Größe, die mir Unbehagen schafft, es sind weniger die anderen Komponenten.
Würde man die Frage stellen: Wollen deutsche Senioren in Wohnanlagen mit einer Größe von 100 bis 400 Menschen leben, alle in ähnlicher Situation, alle noch fit und aktiv, mit ähnlichen Interessen, einem Gemeinschaftszentrum für Feste, Feiern, Weiterbildung, Aktivitäten, mit vielen Services, die das Leben einfach und bequem machen, wie keine Kehrwoche (Schneeschippen), kein Kümmern ums Rasenmähen, mit einer guten Zentralküche, keine Sorge, dass ein Paket nicht zugestellt werden kann, dann sieht doch die Akzeptanz gleich ganz anders aus.
Das Symbol amerikanischer Seniorenfreizeit ist der Golfklub. Nun kann man tatsächlich fast bis zum Tode Golf spielen, man ist dabei auch viel unterwegs und aktiv, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in den nächsten 20 Jahren auch Deutschland ein Land der Golfer wird. Es ist schlicht der hohe Bedarf an Land, der dies verhindern wird. Die USA haben genügend Land, im Vergleich zu unserem dicht besiedelten Deutschland ist es leer, vor allem in den Gegenden, die nicht an den begehrten Küsten liegen! Die Bevölkerungsdichte in den USA ist unter 30, in Deutschland über 200 Einwohnern pro Quadratkilometer!
Werden sich unsere Freizeitaktivitäten mit zunehmendem Alter entscheidend ändern? Heute beruhen sie darauf, dass wir in unserer Freizeit oft den öffentlichen Raum für unsere Aktivitäten nutzen: Wir wandern in Wäldern, die allen zugänglich sind, wir fahren mit dem Rad auf Wegen, die den Gemeinden oder sogar Privatpersonen gehören, wir schwimmen in öffentlichen Schwimmbädern, verbringen unsere Zeit in Parks.
Welche Freizeitangebote versprechen nun wirklich so hohe Attraktivität, dass Alte deswegen ihre eigene Wohnung aufgeben und in eine Sun-City ziehen? Tennis spielt sicher bei den Fitten eine große Rolle, Bäder jeder Art sind wichtig, ebenso musische Aktivitäten wie Musizieren, Malen, Singen, Tanzen. Alle diese Tätigkeiten brauchen nicht allzuviel Platz und sind sicher machbar.
Einen hohen Freizeitwert haben auch kleine Seen und Parks. Sie bieten erstens was zum Schauen aber auch eine Gelegenheit zum Auslauf, ohne weit gehen zu müssen.
In Summe sind es Einrichtungen, die man auch in attraktiven Hotels vorfindet.
Heißt dies nun, dass die Lebenshaltung damit auch so teuer wie die Aufenthalte in Hotels
werden muss? Tatsächlich kann es dazu kommen, wenn man nicht die Möglichkeit einplant,
dass eigenes Engagement diese Kosten reduzieren kann.
Wenn man sich anschaut, wie das in den Sun-Citys verlangte ehrenamtliche Engagement aussieht, dann sorgen dort die fitteren für die, die temporäre Hilfe brauchen und sie übernehmen Aufgaben, die man auch bezahlen könnte.
Nun hat ehrenamtliches Engagement ("community service") in den USA, speziell bei den Älteren, lange Tradition und sie wird geleistet, ohne dass groß darüber diskutiert wird. Sie verhilft zu Ansehen, lässt die Menschen aktiv sein und gibt fast dieselbe Befriedigung, wie bezahlte Arbeit.
Ich glaube, dass die Mehrzahl der Deutschen damit überfordert wäre. Sicherlich gibt es einige, die von Vereinen gewohnt sind, sich zu engagieren. Aber die meisten werden schlicht zu bequem sein, mehr als das absolut Notwendige für die Gemeinschaft zu leisten. Für die Familie würden sie sich vielleicht schon einsetzen, aber warum für "Fremde"?
Will man also, dass jüngere Alte ältere Alte unterstützen, dann muss man also Geld ins Spiel bringen. Damit kann man wieder motivieren, vor allem, wenn das Geld wegen niedriger Renten ohnehin dringend gebraucht wird. So wie aber Geld für Dienstleistungen verlangt wird, stellt dann sofort die Frage, warum man nicht gleich professionelle Helfer einstellt und schnell wird man keine Einsparungen mehr haben, sondern die Pflege, und sei sie auch nur temporär, wird sprunghaft teuer, was ja bei uns heute Realität ist.
Deutsche Senioren haben im Vergleich zu den USA immer viel Urlaub gehabt, dabei haben sie gelernt zu reisen und das wollen sie jetzt auch im Alter tun. Aber wer verreist, kann kein Ehrenamt ausfüllen, vor allem wenn andere darauf angewiesen sind. Auch dies ist ein Grund, warum ehrenamtliches Engagement, wie es in den Sun Citys verlangt wird, bei uns nicht funktionieren kann.
Sun-Citys sind "gated communities". Sie sind von Mauern umgeben und hinein kann nur, wer drinnen wohnt, arbeitet oder wer erwartet wird. Pförtner sorgen dafür, dass dies eingehalten wird. Temporäre Besucher sind willkommen, auch Touristen, aber sie müssen sich anmelden. Die Folge dieser strengen Massnahmen ist sehr hohe gefühlte Sicherheit und eine kaum messbare Kriminalität.
Wenn man Deutschen davon berichtet, dann sind die meisten vorerst schlicht entsetzt. Wir riskieren lieber, dass Banden in unsere Häuser eindringen, Wohnungen aufgebrochen werden, unseriöse Haustürgeschäfte abgewickelt werden, bei Unruhen Autos von Autonomen abgefackelt werden, alte Leute von Rowdies bewusstlos geschlagen werden und alten Frauen von Junkies die Handtaschen geraubt werden.
Ich frage mich, wer von uns die besseren Lebensbedingungen hat, die alten Amerikaner in ihren "gated communities" oder die alten Deutschen in Berlin, Hamburg oder im oberen Rheintal, um nur drei Schwerpunkte für Kleinkriminalität zu nennen. Ich denke, die Amerikaner sind uns einfach nur um einige Jahre voraus. Erstens, weil sie pragmatischer sind und nicht so ideologisch wie wir und zweitens, weil sie sich nicht schämen, ihren Besitz auch zu schützen.
Aber bei wem schon mal eingebrochen wurde, der kennt diese Unsicherheit und ist dankbar für einen Concierge Service, zugesperrte Haustüren, aufmerksame Nachbarn oder einen scharfen Hund im Haus. Sicherheit ist speziell im Alter eine wichtige Forderung für Lebensqualität, besonders wenn Menschen alleine leben. Man muss nur an die vielen Witwen denken, die früh ihre Männer verloren haben und sich zu Recht Sorge um ihre Sicherheit machen!
Einige Versuche dazu hat es ja gegeben und es wird weitere geben. Werden sie genau so erfolgreich sein, wie die in Arizona, Kalifornien oder Florida? Ich weiß es noch nicht.
Sie werden sicherlich anders sein, als die amerikanischen Vorbilder. Wahrscheinlich kleiner, mit nur diskreten Sicherheitsmassnahmen, weniger großzügigen Freizeitangeboten, auf jeden Fall teurer, dafür aber auch bequemer. Statt Häusern wird es mehr Wohnungen geben, die Altersregelung wird lockerer gehandhabt werden, der Golfplatz wird fehlen oder nur ein 9 Loch Platz sein.
Bevor wir erfolgreich Seniorenwohnanlagen bauen, müssen wir aber erst verstehen, was die Alten wirklich brauchen und wollen, was sich bewährt und was finanziert werden kann.
Wir verstehen heute zwar seniorenfreundliche Wohnung zu bauen, aber sonst ist unsere Kenntnis über die Bedürfnisse von Altenwohngemeinschaften ziemlich rudimentär. Wir wissen inzwischen, dass die Lösung nicht im Ausland sein kann. Das haben viele ausprobiert und sie waren auf die Dauer damit nicht zufrieden. Wir müssen nach Lösungen in Deutschland suchen.
Leider haben wir keinen Sunbelt und es gibt auch keinen guten Ersatz dafür.
Wir können auch nicht auf das Ehrenamt zur Reduktion der hohen Kosten bauen. Dafür sind
wir weniger von Autos abhängig. Und ich bin mir sicher, vieles, was wir heute noch
intuitiv ablehnen, wird in Zukunft auch von uns gewünscht sein.
Ich würde mir wünschen, einige Zeit, vielleicht einen Winter lang, wie die Snow Birds in der Sun City West in Arizona leben zu können und darüber zu berichten. Es würde mir besser erlauben, Vergleiche zu Deutschland anzustellen. Und ich lade Deutsche ein, die in einer Sun-City wohnen (oder gewohnt haben), hier über ihre Erfahrungen zu berichten! (E-Mail)
Unter den Titeln "Toughest States for Retirees" und "10 Best-Rated States for Retirement" werden US Bürgern aktuelle Hinweise (2011) für Staaten gegeben, die man entweder meiden oder suchen sollte.
Für Deutsche sind diese Tipps nicht relevant, weil wir erstens nicht mobil genug sind, um frei zu wählen, aber auch, weil unsere Ansprüche zu verschieden sind.
Trotzdem sind die Kriterien, nach denen ausgewählt wurde auch für uns interessant. Sie sind Sicherheit, Höhe der Abgaben, Klima, Arbeitslosigkeit, Lebenshaltungskosten und hohe Lebenserwartung. Wer in Deutschland attraktiv für Senioren sein will, sollte diese Kriterien auch mit beachten!
Eizenhöfer, Rebecca; Link, Alexandra (2005): Sun City in Deutschland - ein seniorenspezifisches Wohnmodell mit Zukunft? - Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit amerikanischer Seniorenstädte auf Deutschland, in: Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung (M.z.R.) der TU Kaiserslautern, Band 14, Kaiserslautern, ISBN 3-933103-24-X
Sun City West die größte und bekannteste Seniorenstadt in Arizona
en.wikipedia.org/wiki/Sun_City
de.wikipedia.org/wiki/Sun_City_(Stadttyp)
Das Seniorendorf in Meppen mit der Kümmerin Christa Springfeld (mehr bei WDR)
www.sun-city-south-africa.com dies ist keine Seniorenstadt, eher das Gegenteil, nämlich das Las Vegas Südafrikas, bekannt auch als "Sin City"!
www.seniorenfreundlich.de/sun-city-seniorenstadt.html