Wer nicht mehr so mobil ist, wird zunehmend von den Medien abhängig, die dann die Welt ins Haus bringen sollen. Das Angebot dazu erscheint heute reichlich, wir sind nicht mehr alleine auf Geschichtenerzähler oder Reisende angewiesen, um etwas " von der großen, weiten Welt" zu erfahren. Aber bei genauem Hinschauen ist das Angebot an Medien doch sehr verbesserungsfähig. Denn viele der Medienmacher wissen zuwenig über ihre Seniorenklientel.
Die etablierten Medien werden sich wandeln, um den Einfluss des Internets gut zu überstehen. Einige von ihnen werden dabei ganz verschwinden. Dazu rechne ich Börsenzeitungen, manche Testzeitschriften, Verkaufskataloge. Ebenfalls verschwinden werden Fahrpläne, Telefonbücher, Adressbücher, Branchenverzeichnisse und ähnliche Informationen, die man online sehr viel besser und schneller benutzen kann und die dort auch stets up-to-date sind.
Für noch einige Zeit noch bestehen werden aber viele der anderen Push-Medien (Medien, die man passiv genießen kann, ohne surfen zu müssen) wie das Fernsehen, die Lokalzeitungen und einige Journale. Für gedruckte überregionale Zeitungen sehe ich keine rosige Zukunft. Sie sind beim Kauf schon veraltet und in meinen Augen nur noch bedrucktes Altpapier. Keine Angst mache ich mir um die Bücher, die sich zwar auch wandeln werden, aber stets unsere Kulturbegleiter bleiben werden.
Immer noch gilt (2014), dass viele Senioren mehr eigene "alte Medien" brauchen, weil sie noch keinen Zugang zum Internet haben. Dies wird sich aber relativ schnell ändern. Wer erst einmal den Nutzen vom Internet erkannt hat, wird gerne andere Probleme in Kauf nehmen und lösen, nur um die "Weltweite Wunder Welt" auch nutzen zu können.
Edutainment (Weiterbildung via Internetfernsehen)Das Angebot ist riesig, aber manchmal gut versteckt. Es beginnt bei den kurzen Videobeiträgen von YouTube und endet bei mehrstündigen Vorlesungsreihen der Universitäten. Jeder Senior, der eine schnelle Internetleitung und eine Flatrate hat, kann diesen großen Schatz nützen. Mit den Angeboten ist man fast für jede schlaflose Nacht dankbar! Alles immer und überall verfügbar, gratis und oft in bester Qualität! Da kann man vergessen, dass das Fernsehprogramm nicht den Seniorenansprüchen genügt. Wer zusätzlich Englisch versteht, hat noch mehr Möglichkeiten. Hier eine kleine Linkliste zum Testen
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Viele Senioren haben auch vom Videorekorder zum DVD-Player gewechselt, fast alle haben die Compact-Disc akzeptiert (auch wenn einige immer noch dem Cassettenrekorder nachweinen), sie können mit Scheckkarten umgehen und benutzen Digitale Fotoapparate.
Sie sind also durchaus lernfähig, haben aber auch ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen von den Medien, die im wesentlichen von den sich ändernden Interessen, aber auch von den veränderten körperlichen Fähigkeiten, z.B. bei der Wahrnehmung, bestimmt sind.
Die Interessen ändern sich vor allem durch das Auscheiden aus dem Berufsleben. War früher alles interessant, was der eigenen Karriere, dem Erfolg im Beruf, dem Wohlergehen der Firma dienlich war, so ist der Horizont dafür sehr viel kleiner geworden. Im Gegenzug werden lokale Fragen bedeutender, Familienprobleme werden ernster genommen, Gesundheit spielt eine viel größere Rolle. Von den großen Fragen der Politik sind wirtschaftliche Fragen viel wichtiger, wenn damit auch die Altersvorsorge sehr stark betroffen wird.
Alte Menschen tendieren eher Beobachter zu werden als Akteure. Das ist langfristig gesehen sehr schlecht für sie. Sehen sie z.B zu viel fern, dann reduzieren sie ihre Aktivitäten und das Fernsehen schadet ihnen. Seniorenfreundliche Medien aber sollen Aktivitäten und vor allem den sozialen Kontakt fördern!
Die Zeiträume des Interesses werden größer, die Zeit vergeht viel schneller. Hat man früher in Stunden geplant und gedacht, dann sind es heute Wochen und Monate. Hintergrundinformationen und Zusammenhänge sind wichtiger als brandaktuelle Details.
Zeiten den Muße nehmen einen größeren Raum ein, gemütliche unterhaltsame Gesellschaft wird wichtiger als Action und Stress (und sei es auch Eu-Stress), gute Erholung mit Bildungs- und Wellnessangeboten wichtiger als Abenteuerurlaub.
Dies alles spiegelt sich natürlich auch in den Medien wieder, die ja das Leben aus der Sicht der Senioren reflektieren und ergänzen sollen. Gute Redakteure wissen darüber Bescheid und gehen auch darauf ein. Da sie aber selten auschließlich für Alte schreiben, werden sie dabei immer Kompromisse eingehen müssen. Vielleicht aber überlegt sich einmal das Redaktionsteam doch noch stärker auf Seniorenbelange einzugehen, ohne gleich auschließlich nur noch für Senioren zu schreiben.
Zwei Beispiel aus dem Printbereich mögen dies verdeutlichen. Das Zeitungsformat spielt für alte Menschen eine große Rolle. Kleiner Formate (z.B. das von "Focus") sind sehr viel angenehmer, auch wenn die Zeitungen damit dicker werden müssen. Ein Format wie es die "Zeit" verwendet, ist dagegen extrem unhandlich. Warum gibt es die Zeit nicht im Focus-Format? Das wäre dann seniorenfreundlich. Dann würde auch ich sie wieder lesen, heute kann ich sie einfach nicht mehr halten. In Österreich hat es die Kronenzeitung erfolgreich vorgemacht, wie man so etwas implementiert.
Minimale Anforderungen an PrintmedienHandliches Format (Zeitungen maximal im Tabloidformat) Kein Hochglanzpapier, trotzdem kontrastreich Buchstabengröße minimal 10 Punkte, besser 12 Punkte oder mehr Kurze Absätze, kurze Zeilen, kurze Sätze Zeilenabstand 130 Prozent Ruhiger Hintergrund Große Fotos Wenig Fachausdrücke, wenig Englisch Inhalte seniorenrelevant |
Ein anderes Beispiel ist die Platzierung der Todesanzeigen. In einigen französischen Lokalzeitungen sind diese meist gleich auf Seite 2, dort gehören sie für alte Menschen auch hin, denn sie sind sehr wichtig für sie. Noch besser wären sie auf einer eigenen Beilage (auf Hochglanz in DIN A 4 Format), die man leicht sammeln kann. Ich kenne viele alte Menschen, die Todesanzeigen ausschneiden und aufheben. Würde man dies ihnen leichter machen, dann würden sie ihre Zeitung als seniorenfreundlich schätzen. Aber obwohl sie als Kunden wichtig sind, werden ihre Wünsche nicht berücksichtigt. Vielleicht aus Unkenntnis, vielleicht aber auch, weil sie ohnehin ihr Abo nicht kündigen werden.
Das flexiblere Internet wird es aber vielleicht besser machen und auch in diese Nische (seriös) einsteigen. Dann werden die Zeitungen wieder über diese selbstgeschaffene Konkurrenz jammern, so wie sie es schon heute bei Anzeigen für Autos und Bekanntschaften tun. Aber rechtzeitig dagegen steuern wollten sie offenbar auch nicht, sonst hätten sie besser reagiert.
Ein großes Problem ist für viele Menschen die Unsitte der englische Bezeichnungen für Sachen oder Leistungen, die man auch verständlich auf Deutsch angeben kann. Besonders die Telekom hat hier einige bemerkenswert schlechte Vorbilder geliefert. Die Medien wären gut beraten, diese Unsitte mit Übersetzungen auszugleichen und auf keinen Fall auch noch selbst zu verstärken.
Über Altenfernsehen habe ich schon bei den Seniorenprodukten geschrieben. Unabhängig von den Inhalten, die dort angegeben werden, ist auch die Art der Informationsaufbereitung an einigen Stellen verbesserungsfähig. Wer viel zappt und kein Fernsehprogramm mehr lesen kann, wäre bei Filmen sehr dankbar, nochmals am Ende den Titel angezeigt zu bekommen, eventuell auch das Datum der Wiederholung, wenn der Film nochmals ausgestrahlt wird.
Bei Nachrichten sollte stets das aktuelle Datum und der Wochentag angegeben werden, so wie es einige dritte Programme tun. Denn alte Menchen leben sehr oft orientierungslos, was die Zeit anbelangt. Namen von Sprechern und Sprecherinnen, Talkgästen etc. sollten immer wieder eingeblendet werden. Alte merken sich diese schlechter und wären daher für diese zusätzlich Hilfe dankbar.
Das größte Problem in Bezug auf die Musik ist der Mangel an kaufbaren Titeln. Rundfunksender, die ja genau die Wünsche ihrer Hörerinnen und Hörer kennen, sollten immer wieder vielgefragte, alte Titel auf MP3 CDs selbst herausgeben. Da die Wunschtitel der Senioren oft älter als die Copyrightfrist sind, könnten umfangreiche Musiksammlungen zu niedrigen Preisen angeboten werden. Die Industrie liefert diesen Service sehr oft nicht. Hier ist ein großer Mangel festzustellen.
InternetradioEin riesiges, leider auch rasch wechselndes Angebot. Am besten stellt man sich selbst seine Lieblingssender zusammen. Mehr dazu auf der Seite Internetradio. |
Dieses Problem kennen Bücher weniger, denn zum Glück sind sehr viele antiquarisch erhältlich. Hier wird die viel längere Lebendauer des Mediums auch ein großer Vorteil für Senioren. Und da Bücher auch keine Abspielgeräte brauchen, hat man auch keine Probleme mit ihnen, wie bei Filmen oder Cassetten, für die es diese nicht mehr gibt.
Hörbücher hingegen sind gegen das Altern weniger gefeit. Sie sind aber eine willkommene Ergänzung im Medienangebot. Zum Glück steigt die Anzahl verfügbarer Titel ständig, was sicherlich auch auf die Nachfrage aus Seniorenkreisen zurück zu führen ist.
Zusammenfassung und ChecklisteMedienabhängigkeit wird größer Geringere Mobilität Bereitschaft zu wechseln wird geringer Trend zu Pushmedien Interessen werden persönlicher Zeit vergeht schneller Kleinere Formate für einfachere Handhabung Deutsche Texte Mehr Zusatzinformationen, mehr Hintergrundinformationen Der Inaktivität entgegensteuern Kontakte fördern |
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