Hier ist nicht die Rede von professioneller Altenpflege, für die man sich speziell ausbilden lassen muss. Dieser Beitrag soll eher Seniorinnen und Senioren ermuntern, doch mehr in in ihre eigene Körperpflege und in ihre Erscheinung zu investieren.
Wie ich noch ein Kind war, haben mich alte Leute wegen ihres seinerzeit typischen Geruchs oft abgestoßen. Der "stinkt aus allen Löchern" war ein häufiger Ausdruck, den ich dann gehört habe. Aber das waren andere Zeiten, Bäder waren Mangelware, frische Wäsche war selten, Geld für Körperpflege gab es nicht. Inkontinenz war schlecht zu kompensieren und im übrigen war man froh, wenn man noch am Leben war und nicht zu sehr hungern musste.
Heute hat sich die Situation für die alten Menschen sehr verbessert und Körperpflege sollte eigentlich kein Thema sein. Aber jetzt gibt es andere Probleme. Die Menschen werden sehr viel älter, Demenz ist ein Thema geworden, vielen leben als Singles und haben nur wenige Außenkontakte.
Es gibt also genügend Gründe sich gehen zu lassen und sein Erscheinungsbild zu vernachlässigen. Frauen haben bei der Pflege Routine gewonnen und vernachlässigen sie dann auch im Alter weniger. Aber alte Männer neigen dazu bequem zu werden und sich nicht mehr so zu pflegen, wie es ihnen gut täte. Gerade sie will ich mit diesem Beitrag ansprechen.
Ich habe bei meiner alten Mutter gut erlebt, wie man dieses Thema gut beherrscht. Folgende Faktoren waren ausschlaggebend, dass sie bis ins hohe Alter stets eine gepflegte Erscheinung war.
1. Routine
2. Feste und regelmäßige Außenkontakte
3. Frühzeitig professionelle Hilfe für spezielle Pflege
Ich werde auf jede Kategorie etwas genauer eingehen. Die angegebenen Beispiele sollen nur animieren, für sich selbst das geeignete Repertoire zu finden, um gut auszusehen. Sie sind zum sturen Nachahmen weniger geeignet. Da auch Kinder und Enkelkinder diese Seniorenfreundlich-Seiten lesen, können auch sie Anregungen aufgreifen und ihre Eltern oder Großeltern im Bemühen um gute Körperpflege unterstützen.
Ein wichtiger Punkt dabei ist, klar, aber freundlich, eventuelle Missstände anzusprechen. Das muss ja nicht unbedingt beleidigend oder abwertend geschehen, wie es in Deutschland so gerne der Fall ist. Der Hinweis, dass sich mit dem Alter viel ändert und man als Kind dabei helfen will, diese Probleme zu lösen, wird viel leichter auf Verständnis stoßen, als ständiges, generelles und unspezifisches Meckern. Eventuell hilft man mit Geschenken finanzielle Engpässe zu überwinden.
Es ist erstaunlich, wie gut eine feste, früh eingeübte Routine (selbst bei Demenzkranken) hilft, viele Tätigkeiten auch im hohen Alter noch selbst und gut durchzuführen. Beim Eintritt in die Seniorenphase kann man seinen Tagesablauf ja selbst festlegen und man hat plötzlich ein großes und hilfreiches Kapital zur Verfügung, nämlich Zeit.
Diese Zeit, z.B. am Morgen, kann man gut für Körperpflege einsetzen. Nun kann man sich den Luxus leisten, sich täglich mit Rasierklinge und Seife zu rasieren, ein wahres Vergnügen für alle, die sich früher mit dem Elektrorasierer, vielleicht sogar noch gehetzt auf der Fahrt ins Geschäft, den Bart abnehmen mussten.
Bärte im Alter neigen dazu, ungepflegt zu werden und wenn man auch ohne sie gut aussieht, sollte man auf sie verzichten und die tägliche Morgenrasur in die Routine einbeziehen. Nimmt man den Bart ab, werden viele Männer um einige Jahre jünger, so einfach gelingt das kaum mit anderen Mitteln.
Und hat man sich erst mal an die neue Routine gewöhnt, dann ist diese leicht aufrecht zu erhalten. Wie immer bei Routine, ist das "Einüben" das Schwierige, um so leichter wird dann das "Ausüben"! Mit Routine wird es leichter, einen Standard an Körperpflege aufrecht zu erhalten, den man auch braucht, wenn es einem gerade nicht so gut geht.
Körperpflege steigert nicht nur das Wohlbefinden, sie erhöht auch den Selbstwert und sie ist somit ein wichtiger Faktor nicht nur für die physische, sondern auch für die seelische Gesundheit. Übt man sie zu Beginn des Ruhestandes, dann wird man die ganze letzte Phase des Lebens davon profitieren!
Es gibt viele weitere Beispiele, wie man mit etwas mehr Zeit und Routine mehr für sich tun kann. Ganz wichtig ist die Mundpflege. Regelmäßiges, richtiges und langes Zähneputzen kann die Kosten für den Zahnarzt drastisch reduzieren. Ein Zungenschaber reduziert den Mundgeruch und kostet fast gar nichts. Hat man sich erst an ihn gewöhnt, verursacht er auch keinen Würgereiz mehr.
Wichtig ist auch die Analhygiene, die man auch ohne Bidet in der Badewanne oder Dusche leicht durchführen kann, hat man nur genügend Zeit. Auch die Anschaffung einer speziellen Toilette dafür hilft, nach jeden Stuhlgang sein Hinterteil mit Wasser sauber zu halten, was nicht nur extrem zum Wohlbefinden beiträgt, sondern auch die Geruchsbelästigung für andere reduziert.
Ein regelmäßiger Saunabesuch kostet zwar etwas Geld, aber ich kenne kaum andere Vergnügungen, wo man so viel Gegenwert bekommt. Auch hier ist die Routine wichtig, denn nur so entfaltet sich die gute Wirkung auf die Gesundheit.
Auch ein Blick in den Spiegel gehört zur täglichen Routine. Wer alleine lebt und im Garten oder in der Natur unterwegs ist, braucht einen Ganzkörper - Spiegel, mit dem man auch Zecken entdecken kann.
Zur Routine gehört auch die Pflege der Kleider, vor allem auch der so beliebten Hauskleidung, für viele Männer der "Trainingsanzug", für viele Frauen die "Hausschürze". Eigentlich sieht sie ja niemand, aber wehe, man wird dann doch in völlig unzureichender Kleidung gesehen. Die Antwort dazu ist einfach. Nur für absolute Drecksarbeiten, nach denen man die Kleidung wegschmeißt, wie nach dem Malen, darf die Kleidung salopp sein. Ansonsten gehört sie routinemäßig gewaschen und auch ersetzt.
Wer regelmäßig "unter die Leute" kommt, wird ganz von selbst auf Körperpflege und Erscheinungsbild achten. Besonders wenn in den Gruppen, in denen man sich trifft, auch Vertreter des anderen Geschlechts sind, vielleicht sogar noch jüngere Exemplare davon, dann wird die Motivation hoch bleiben, sich zu pflegen.
Fast alle Menschen, die ich kenne, wollen andere beeindrucken, ihnen gefallen und kaum jemand ist zu alt, um nicht auch noch beim anderen Geschlecht zu punkten. "Du siehst gut aus", ist ein Kompliment, das jeder und jede gern hört, selbst noch auf dem Totenbett!
Ich fotografiere viel, vor allem auch alte Menschen und weiß dadurch, dass viele von ihnen ausgesprochen fotogen und attraktiv sind. Die meisten zieren sich zwar, wenn ich auf den Auslöser drücke, aber sehen sie dann die Bilder sind sie ausnahmslos begeistert. Menschen sind nun mal soziale Wesen und sie brauchen ihre Kontakte und das Feedback, das sie damit erhalten.
Ideal wäre jeden Tag ein fester Termin, wo man sich mit anderen trifft, aber es genügen schon zwei bis drei Termine pro Woche, um auch auf sein Aussehen zu achten. Ein gewisser Zwang diese Termine wahrzunehmen, entsteht durch Gruppenteilnahme. So ist einer der Gründe, dass ich regelmäßig die Sauna besuche, die Absprache mit meinem Freund doch gemeinsam dorthin zu gehen.
Hat jemand als Single und Nichtberufstätiger weniger als einen festen Termin pro Woche, dann ist die Chance der Vereinsamung groß und auch die Gefahr, dass das Aussehen und die Körperpflege vernachlässigt werden.
Es gibt Bereiche, wo man sich so ab 60 kaum noch selbst helfen kann. Entweder man sieht zu schlecht oder ist nicht mehr gelenkig genug, oder man hat keinen Partner mehr, der hilft, dann ist professionelle Hilfe angesagt.
Das kann nun der Friseur sein, der jetzt die Rolle des Ehepartners übernimmt, der früher die Haarpflege gratis und auch gar nicht schlecht gemacht hat, inzwischen aber verstorben ist.
Eine andere, klassische Dienstleistung für Senioren ist die Fußpflege, die im Alter kaum noch selbst durchzuführen ist. Zum Glück gibt es fast überall, selbst in kleineren Orten, diese Angebote, man muss sie nur nützen.
Und hierbei hapert es dann oft. Entweder man scheut die neuen Ausgaben, die dann auch noch als sehr hoch erscheinen oder man denkt gar nicht daran, dass es diese Dienste gibt. Es erfordert Umdenken, neue Entschlüsse, neue Kontakte. Dies alles ist dann für viele Alte gar nicht so einfach.
Hier ist frühzeitiges Umsteigen angesagt, soll die Verwahrlosung nicht eintreten. Sicherlich, ein Friseur ist teuer, aber ist es nicht noch teurer von der Gesellschaft nicht mehr wahrgenommen oder sogar gemieden zu werden, weil man nicht mehr attraktiv erscheint?
Einigen wird tatsächlich das Geld fehlen, aber viele sind einfach zu geizig, es für Körperpflege auszugeben. Na, vielleicht nicht zu geizig, aber vielleicht zu sparsam. Der deutsche Wunsch Geld und Wohlstand zu vererben anstelle es für sich selbst zu nützen, steht dann dem eigenen Wohlbefinden im Weg.
Das einfachste ist eine gute Seife. Die Deutschen sind ja bekannte Seifenmuffel. Die Auswahl ist groß und jeder kann nach seinem Geschmack was Passendes finden.
Für die Bartpflege (ich habe mich trotz der vorgebrachten Argumente für einen Bart entschieden, weil er auf Reisen praktischer ist) verwende ich den Bartschneider von Remington (Remington Precision MB 40), der einen besonders praktischen Ansatz hat, den Oberlippenbart zu stutzen und der wartungsfrei ist.
Eine gute (professionelle und teure) Haarschere und ein Kamm, bei dem man nicht zu viele Haare verliert (im Alter werden sie immer kostbarer) ergänzen meinen Bart- und Haarpflegeset. Er mag teuer erscheinen, aber gemessen daran, wieviel Geld ich damit schon gespart habe, ist er ein Schnäppchen. Denn der Haarschneider eignet sich auch perfekt für Bürstenfrisuren, die im Sommer wunderbar kühl sind.
Mit dem Aufsatz kürze ich auch die Augenbrauen, die im Alter zu wuchern beginnen und mit der Schere stutze ich Nasen- und Ohrenhaare. Es scheint paradox zu sein, je mehr Haare man am Haupt verliert, um so mehr bekommt an den anderen Kopföffnungen!
Da ich mit Ohrenstäbchen ganz schlechte Erfahrungen habe (jetzt weiß ich wie schmerzhaft Ohrenentzündungen) sind, reinige ich die Ohren mit einem Strahl warmen Wassers mit einem Klistier, das ausschließlich diesem Zweck dient (Klistierspritze Inhalt 260 ccm, Größe 7, von Büttner-Frank GmbH, Erlangen, erhältlich in jeder Apotheke)
Je nach Neigung, Anfälligkeit und individueller Besonderheit wird man andere Hilfsmittel für die Körperpflege und das Wohlbefinden brauchen. Wer z.B. so wie ich Narben am Rücken hat und sich diese nicht selbst kratzen kann, wird einen Rückenkratzer schätzen. Es gibt von diesen Hilfsmitteln eine große Auswahl in den immer besser werdenden Seniorenshops.
Mein Rat für alle Seniorinnen und Senioren, aber auch deren Angehörige: Ausprobieren was einem gut tut und das Bewährte dann zur Routine werden lassen und den Altersgenossen weiter empfehlen. So lässt sich das Alter wesentlich leichter ertragen!
www.seniorenfreundlich.de/koerperpflege-senioren.html