Unsere alternde Gesellschaft hat kein prägnantes Antlitz. Fotos werden nur von Kindern, jungen Menschen und Modellen gezeigt, die Schönheit des Alters hat wenig Platz in unseren Medien, und wenn, dann nur als Klischee. Als fotografierender Senior, mit vielen Kontakten zu anderen Seniorinnen und Senioren, habe ich hier Seniorenportraits aus meinem Bekanntenkreis gezeigt.
Leider ist die ursprüngliche Absicht nicht erfüllt worden. Niemand hat sich rechtzeitig für diese Porträts interessiert. Deshalb habe ich die Fotos jetzt (2013) gelöscht. Der Text aber bleibt im Netz.
In den Gesichtern altgewordener Menschen kann Lebensgeschichte abgelesen werden. Sie zeigen die Spuren, wie es gelungen ist, die Höhen und Tiefen des Lebensweges zu gehen.
Es ist vor allem eine persönliche Herausforderung richtig alt zu werden, natürlich haben auch die großen Fortschritte in der Medizin oder die genetische Veranlagung dabei geholfen.
Aber wenn man bedenkt, wie viele richtige Entscheidungen dazu notwendig sind, wie oft man falschen Versuchungen widerstehen musste, die in die Irre geführt hätten, wie viel Vorsorge und Vorbeugung notwendig war und wie viel Einsatz diese Menschen erbracht haben, dann wäre es mehr als angebracht, sie auch mit Fotos zu würdigen.
Unsere Vorstellung von Alter wird immer auch ein Medienkonstrukt sein. Aber sie kann sich ändern. War früher der Bart ein sicheres Zeichen des Alters, dann ist das schon lange vorbei.
Auch die Denkweise, dass die Alten alle gleich sind, hat schon lange ausgedient. Sie funktioniert höchstens noch in der klassischen Komödie, wo der alte Mann stets geizig, hässlich, egoistisch und liebestoll dargestellt wird.
Leider war der überwiegende Teil meiner Bekannten fotoscheu. Es ist sehr schade, wenn ich dann Angehörige - z.B. anlässlich einer Begräbnisfeier - enttäuschen muss, wenn sie bei mir nach Fotos nachfragen. Der Preis für die Angst vor dem Fotografieren ist hoch: es ist das schnelle Vergessenwerden, weil es kein Bilddokumente zum Auffrischen der Erinnerung mehr gibt.
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