seniorenfreundlich.de - Senioren besser verstehen

Zu oft höre ich von Menschen mit Demenz, die aus ihrer Wohnung oder ihrem Heim unkontrolliert abhauen und dann mit extrem großem Aufwand gesucht werden. Oder schlimmstenfalls sogar dann später erst als Tote gefunden werden. Das müsste heute so nicht sein, finde ich.

Ich kann dies deshalb auch schon nicht akzeptieren, weil meine eigene Mutter ebenfalls von Alzheimer Demenz betroffen war, aber weil sie in einer Stadt gelebt hat, das Problem leicht abzustellen war. Sie hat stets ihre Handtasche mitgenommen und darin war ein Hinweis, wie man sie wieder nach Hause lotsen konnte. Und das hat auch immer bestens geklappt.

Aber in Orten, die nahe der Natur liegen, ist es komplizierter. Da wird der vertraute Spaziergang ins Grüne schnell zur Falle, wenn man sich nicht mehr erinnern kann, wie man zurück kommt. Gibt es allerdings einen Handyempfang, sollte aber das Finden ebenfalls ganz leicht werden.

Leider gibt es nach meiner Beobachtung noch zu wenig praktische Erfahrung zu diesem Thema. Ich kann also keine Empfehlungen für Produkte oder Services abgeben. Aber vielleicht kann dies jemand, der dies liest. Wichtig ist mir, dass das Thema endlich offen angesprochen wird und akzeptable Lösungen angeboten werden!


Jedes eingeschaltete Handy ist lokalisierbar, auch wenn es kein Smartphone ist und keinen GPS Empfänger hat. Es meldet sich ja beim nächsten Sender an, also kann man es einer Funkzelle zuordnen. Der Bereich, der angezeigt wird, ist allerdings so groß, dass er für die Personensuche unpraktisch wird. Es muss also schon ein Smartphone sein, mit eingebautem GPS Empfänger, wenn genau und schnell genug jemand gefunden werden soll.

Wenn man ein Smartphone lokalisieren will, zum Beispiel auch, wenn man es verloren hat, dann ist es wichtig, es vorher dafür bereit zu machen. Je nach Produkt ist es etwas verschieden, aber es geht.


Was sind die praktischen Probleme?

Soweit die Theorie. Die praktische Umsetzung ist bisher meiner Meinung nach aber noch nicht befriedigend gelöst. Geht es nicht auch ohne Smartphone? Wie kann man Senioren dazu bringen ein Smartphone mitzunehmen und es auch einzuschalten oder zu bedienen, wenn Hilfe nötig ist? Was passiert in Funklöchern? Wie kann man die Kosten niedrig halten. Was sind die Folgen für die Persönlichkeitsrechte? Ist es Freiheitsberaubung, wenn man einen Tracker einsetzt?

Geht es auch ohne Smartphone?

Ja, vielleicht nicht zu 100 % perfekt, aber es gibt auch andere Hilfsmittel. Könnte man klar erkennen, dass jemand verwirrt ist, dann wäre es auch leichter zu helfen. Für nicht Geübte ist es aber schwierig, dies zu sehen. Fragen wie „brauchen Sie Hilfe“ bringen meist nichts.

Ich verwende einen anderen Trick. Ich grüße prinzipiell alle Menschen, die mit Rollatoren unterwegs sind und versuche dann auch ein kurzes Gespräch anzufangen. Dann ist es wesentlich leichter, Demenz oder Verwirrtheit zu erkennen. Und da Menschen mit Rollatoren nur selten lange Wanderungen machen und ich die Seniorenheime kenne, ist es auch leicht, sie wieder zurück zu bringen. Und sind sie nicht dement, dass sind sie meist für ein Gespräch sogar dankbar.

Und wenn jemand immer gerne was mit sich herumträgt, wie zum Beispiel eine Handtasche oder Einkaufstasche, dann kann man einen stabilen Karton mit den Daten dort hineinlegen. Ebenfalls hilfreich ist es, immer die gleiche Ausgehkleidung anzuziehen und diese zu fotografieren, auch das hilft bei der Suche.

Würde man alle täglichen Wege eines Seniors kennen, dann ist die Suche ebenfalls einfach. Mich zum Beispiel finden alle Freunde leicht, sie brauchen nur 4 Kaffeehäuser abklappern, die in einem Bereich von 100 Metern liegen.

Es gibt nun einfache Geräte, sogenannte GPS Logger, die ohne Smartphone solche Wege aufzeichnen können. Ich habe sie für Radtouren eingesetzt und sie haben perfekt funktioniert. Sie sind klein und leicht, meist unter 100€ erhältlich und ein Betreuer kann die Daten leicht auswerten. Es genügt wahrscheinlich, den Logger für einige Tage aufzeichnen zu lassen, so viele Variationen gibt es meist nicht. Da demente Menschen oft eine starken Bewegungdrang haben, können sie so auch weitere Strecken zurücklegen und man weiß trotzdem, wo sie gehen.

Hilfreich sind alle Angebote, wo Senioren sicher im Kreis gehen können. Von einer Art Kreuzgang, einem Dachgarten, bis zu Teichen oder sogar kleinen Seen. Auch lange, gerade Wege erfüllen diesen Zweck. Dort können sie sich lange bewegen, aber man kann sie trotzdem einfach im Blick behalten.

GPS Logger zeichnen einfach auf, wo sich das Gerät befindet, GPS Tracker hingegen können die Daten auch senden. Oft bezeichnet man sie daher auch als Peilsender. Da der Energieaufwand für beide sehr unterschiedlich ist, haben Logger wesentlich längere Akkulaufzeiten, was sie für viele Anwendungen sehr attraktiv macht.

Wie kann man Senioren dazu bringen ein Smartphone mitzunehmen und es auch einzuschalten, wenn Hilfe nötig ist?

Es wird schon einige geben, die sich so an Smartphones gewohnt haben, dass sie diese auch mit fortschreitender Demenz akzeptieren oder sogar bedienen können. Aber generell ist dies noch lange nicht zu erwarten. Wird eine Demenz diagnostiziert, dann sollte man sehr früh begonnen, Senioren an ein entsprechendes Gerät zu gewöhnen und ihnen den Nutzen erklären. Es sollte zu einer Routine werden, die auch bei fortschreitender Demenz noch greift.

Damit dies leichter funktioniert, muss man das Smartphone in seinen Funktionen so stark reduzieren, dass alles automatisch ablaufen kann. Und es immer eingeschaltet lassen. Diese Geräte nennt man Tracker oder GPS Tracker oder Live Tracker. (Tracker = Aufspürer oder Verfolger, besser wäre der Begriff „Finder“). Sucht man jemanden, dann ruft man den Tracker an und der sendet die Ortsdaten zurück, z.B. per SMS. Mit einer Software kann man dann auf einer Landkarte (z.B. Google Maps) im Display sehen, wo der oder die Gesuchte sich gerade aufgehalten hat.

Diese Tracker werden heute für viele Zwecke verwendet. Zum Beispiel auch um Autos zu lokalisieren, Tiere oder verlorengegangene Drohnen wieder zu finden, um Kinder zu schützen. Wenn es Telefon Empfang gibt und der Akku geladen ist, funktionieren sie meistens. Wenn sie abgeschirmt sind, z.B. in Gebäuden oder in Fahrzeugen, dann können sie aber auch versagen. Manche haben auch eine Taste, mit der man Hilfe holen kann. Der Tracker ruft dann voreingestellte Telefonnummern an.

Im Prinzip sind als GPS Tracker kleine Kästchen mit einem GPS Module (zur Bestimmung des Ortes) und einer SIM Karte (für den Telefonempfang), deren Akku man regelmäßig aufladen muss.

Das Problem ist, dass ein dementer Mensch in ihnen keinen Sinn sieht und er sich wahrscheinlich auch weigern wird, ihn mitzunehmen. Der Tracker sollte also einen Zusatznutzen haben, damit man ihn auch gerne mitnimmt.

Für Kinder haben sich Uhren bewährt. Leider aber sind die heutigen in ihrem Design für Erwachsene nicht tragbar.

Aber es müssten nicht immer Uhren sein. Es könnte auch ein Spiel (z.B. wie ein Tamagochi) eingebaut sein oder einfach nur ein schönes Schmuckstück sein? Oder was anderes? Das Angebot gibt es einfach noch nicht oder ich kenne es noch nicht. Die Demenz ist noch nicht als Teil unserer Gesellschaft akzeptiert.

Was passiert in Funklöchern?

Deutschland hat da echt Probleme. Es gibt davon immer noch zu viele. Das Kernproblem kommt daher, dass zwar jeder Handyempfang haben will, aber es große Widerstände gegen den Bau von Funkmasten gibt. Auch in Stadt- oder Straßennähe. Man kann zwar überall mehr oder weniger genau GPS Signale empfangen, aber nicht überall telefonieren. Die Lösung ist Bereiche zu definieren, wo man sich sicher Empfang hat und wo der Betreuer gewarnt wird, wenn der sichere Kreis verlassen wird. Diese Funktion nennt man Geofencing, also ein virtueller Zaun, der die örtlichen Bereiche abgrenzt, wo es sicheren Handy Empfang gibt. Wird der Bereich verlassen, wird sofort z.B. eine SMS abgesetzt.

Gefahren

Leider kümmern sich in Deutschland die Journalisten meist mehr um die Gefahren von neuen Geräten als um den Nutzen. Hauptgefahr ist sicherlich das unerwünschte Mithören oder anders ausgedrückt, der Tracker wird zur Wanze. Dies ist in Deutschland verboten und ich erwarte, dass sich Anbieter in Deutschland auch daran halten werden.

Da die Geräte immer kleiner werden, kann man Tracker auch zur Verfolgung von Menschen einsetzen, die davon gar nichts wissen. Na ja, alles nette Storys für die Yellow Press.

Kosten

Man muss unterscheiden zwischen Anschaffungskosten und laufenden Kosten. Letztere werden vor allem durch die SIM Karte entstehen. Es scheint mir daher ein großer Vorteil zu sein, wenn man Prepaid Karten einsetzen kann. Das finanzielle Risiko bei Verlust ist dann geringer.

Logger kosten so zwischen 30 und 100€, Tracker sind naturgemäß teurer, von etwa 50€ aufwärts. Die Pingonaut Kidswatch zum Beispiel kostet heute (2018) 139€. Die für Erwachsene geeignete Trackimo Watch  kostet inklusive Telefongebühren für ein Jahr etwa 160€.

Voraussetzung bei den Trackern ist immer auch ein Handy, das der Betreuer braucht und auf dem er angerufen und auf dem – eine meist kostenlose – App installiert wird, das auf einer Karte den Ort anzeigt. Da viele Menschen schon ein Smartphone haben, dürfte dies kein Problem für die Betreuung durch einen Anghörigen sein. Man sollte nur darauf achten, dass die dazugehörige App auch auf dem Handy läuft.

Wie schon in der Einleitung gesagt, alles ist noch im Fluss, es kann sich also noch viel ändern. Den preiswerten Smart Watches (oder anderen Wearables, d.h. Computern, die man am Körper trägt ) gebe ich am ehesten Chancen, das Problem dauerhaft zu lösen. Die Lösung muss einfach, robust, sicher und preiswert werden. Und zur Lebensqualität der Demenzkranken und ihrer Angehörigen beitragen und sie nicht noch weiter reduzieren.

Ethische Fragen

Da kenne ich mich nicht gut genug aus. Das kann sicher jemand kompetenter beantworten. Im Prinzip muss man die Einwilligung von Personen haben, die man mit Trackern überwacht. Was ist nun eine Einwilligung von dementen Menschen?

Aber eins ist mir klar: Sie dürfen kein Hindernis sein, dass wir verwirrte Menschen mit Alzheimer alleine herumirren oder sogar sterben lassen. Denn sie immer einzusperren ist, ist auch nicht tragbar.

Tests und Angebote (2018-04)

http://gps-tracker-vergleich.de/senioren/

Tracker von Conrad

http://www.chip.de/artikel/GPS-Tracker-Test-Fuer-Fahrraeder-Haustiere-Autos-Personen-und-Co._119913707.html

https://www.nursingtimes.net/news/community/call-for-people-with-dementia-to-have-gps-trackers-to-save-lives/7023981.article

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