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Ich bin im Mai 2018 als 74 Jähriger von einer schön gelegenen, großen Wohnung in bester, zentraler Lage in Tübingen - gemeinsam mit meiner Frau - in eine viel kleinere Seniorenwohnung umgezogen. Die Vorbereitungen dazu waren schwierig, der Umzug selbst dann nicht mehr. Mit dem Ergebnis nach einem Monat in neuer Umgebung sind wir bisher alle sehr zufrieden.

Mir hat sehr geholfen, dass ich mich schon lange vorher durch meine Texte auf www.seniorenfreundlich.de/wohnen.html mit diesem Thema beschäftigt habe. Und ich bin selbst überrascht, dass die meisten Inhalte dort auch heute noch gelten, obwohl sie schon lange im Netz sind.

Was ist unsere Seniorenwohnung?

Es ist keine Wohnung im Altersheim, aber sie liegt direkt neben einem Altersheim. Ich hatte sie schon vor langer Zeit gekauft, weil ich mir gedacht habe, dass ich sie irgendwann brauchen werde. Sie war in keinem guten Zustand. Aber unser Sohn ist eingezogen und hat sie vorerst als Studentenwohnung genutzt und dabei auch systematisch renoviert. Zuerst neuer Boden, dann neue Fenster und bessere Isolation. Und dann nach seiner Heirat und vor seinem Auszug in eine andere Wohnung in einer anderen Stadt hat er auch noch die Küche völlig neu eingerichtet, was extrem hilfreich war.

Sie besteht aus zwei größeren Zimmern, eins für meine Frau und eins für mich und einem kleinen Raum, in dem im wesentlichen Schränke stehen. Dazu ein sehr kleines Bad mit Dusche, aber mit einer Waschmaschine und einer extra Toilette. Nur ein sehr kleiner Keller, kein Dachboden, kein Balkon und keine Terrasse. Sie liegt im 1. Stock und es gibt keinen Lift.

Die Grundidee war, in ihr solange zu wohnen, bis wir Rollstühle brauchen. Sollte einer von uns dann tatsächlich Pflege brauchen, könnte er oder sie ins Altersheim übersiedeln und der andere ganz nahe (nur über die Straße) normal wohnen. Die neue Wohnung ist also weder barrierefrei und auch nur bedingt seniorenfreundlich. Bei einem Umzug in Betreutes Wohnen wird dies natürlich etwas besser sein. Trotzdem war es eine gute Entscheidung, in sie einzuziehen und die Unterschiede sind in unserem Fall nicht sehr groß.

Die Vorteile der neuen Wohnung

Der wichtigste Hauptvorteil: Ich brauche kein Auto mehr!

Alles notwendige ist in Fußdistanz und für andere Fahrten gibt es ein Busnetz. Die Buskomfort ist zwar in Tübingen katastrophal, aber da ich beim Fahren in die Stadt meist in leere Busse einsteige, kann ich mir den Platz beim Fahrer vorne aussuchen. Dort spürt man die Stöße der ungefederten Busse auf schlechten Straßen weniger und die Lüftung der überwiegend nicht klimatisierten Busse für die Busfahrer macht den Aufenthalt auch etwas erträglicher. Beim Nachhausefahren wechsle ich meist unterwegs die Busse, damit ich etwas verschnaufen kann.

In der alten Wohnung war das Einkaufen ohne Auto schwierig und mit dem Auto problematisch. Besonders die nahe Kreuzung zu passieren, war – sagen wir es mal positiv – spannend. Ich habe dort viele Fast-Unfälle erlebt. Gut, dass es vorbei ist.

Hauptvorteil 2: Ich muss nicht mehr regelmäßig kochen!

Ich koche zwar gerne, aber regelmäßig kochen zu müssen, wurde zur Belastung. Heute habe ich nicht nur einen guten Metzger zur Verfügung, sondern auch einen Imbiss, der genau das anbietet, was ich gerne esse und es gibt auch ein Restaurant, wenn ich jemanden einladen will.

Das Altersheim gegenüber bietet auch einen Mittagstisch an, den haben wir aber noch nicht ausprobiert. Soll aber gut sein. Es bietet auch am Nachmittag ein Café an, das ich oft nutze.

Hauptvorteil 3: Alles ist eher eben und gut beleuchtet

Es gibt einen schönen Weg zum nahen Botanischen Garten. Und die Wege sind auch in der Nacht beleuchtet. Ich kann also noch am Abend oder sogar in der Nacht einen Spaziergang machen. Insgesamt ist das alles ein guter Ersatz für eine Terrasse oder einen eigenen Garten.

Andere Vorteile und Nebeneffekte

Es ist wesentlich ruhiger. Ich höre keine Einsatzfahrzeuge mehr, ein Hauptelement der Tübinger Lärmkulisse. Höchstens mal einen Helikopter, der Patienten in die Kliniken bringt. Das ist aber nicht sehr häufig.

Ich habe das Festnetztelefon abgeschafft. Ein altes Nokia Handy reicht für die Kommunikation. Alles läuft entweder übers Internet oder von Angesicht zu Angesicht.

Ich habe mit dem Adresswechsel auch alle Zahlungen auf ein einziges Online - Bank Konto gebündelt. Kontoauszüge werden jetzt selbst gedruckt und Bargeld gibt es beim Bezahlen im Laden. Moderne Bankenwelt eben.

Billiger ist das Wohnen selbst nicht geworden. Auch die alte Wohnung war sehr energieeffizient und hat wenig gekostet. Auch beim Parken ist es ähnlich. Ich habe zwar keinen eigenen Parkplatz mehr, aber bisher gibt es genügend freie auch nicht viel weiter entfernt.

Die Vorbereitungen zum Umzug

Es war klar, dass wir nicht alles mitnehmen konnten. Das Trennen war schwierig. Zum Glück waren meine drei Kinder sehr unterstützend und haben fast alle kostbaren Dinge übernehmen können. Sie kamen also in „gute Hände“. Was daraus wird, frage ich nicht nach. Weg ist weg!

Einiges aber musste ich verschenken, weil es zwar rar, aber unverkäuflich oder zu groß war. Viele Bücher sind in einer Uni-Bibliothek gelandet und von dort wahrscheinlich bei Studierenden. Einiges ist leider auch im Altpapier und beim Sperrmüll verschwunden.

Wir haben beim Sortieren viele „Flohmarktkisten“ mit guten Inhalten gepackt, die dann einfach abgeholt wurden. Zum Glück hat unser Sohn dies alles in die Wege geleitet. Der ganze Prozess hat viel mehr als ein Jahr gedauert. Wer keine Erben hat, soll jemanden damit beauftragen. Es ist nahezu unmöglich, Geliebtes und Geschätztes selbst weg zu geben. Es blutet bei jedem Stück das Herz. Und es kann - wie ich von Leidensgenossen erfahren habe - zu schweren Depressionen führen.

Es blieben viele Möbel zurück. Ich habe sie deutlich markiert und was ich mitnehmen wollte in andere Möbel um geräumt, die dann umgezogen wurden. Diese deutliche Unterscheidung war sehr hilfreich beim Umzug und ich kann sie nur empfehlen. Gedanklich ist es leichter sich von Dingen zu trennen, wenn man sie vorher fotografiert hat, habe ich mir sagen lassen. Es stimmt.

Hilfreich ist natürlich ein präziser Plan für die Einrichtung der neuen Wohnung. Beim Ausmessen und Entscheiden haben mir ebenfalls die Kinder sehr geholfen. Es ist viel leichter auf einem Plan 1:10 die Möbel herumzustellen, als dann in Wirklichkeit. Im Endeffekt hat alles gepasst.

Speziell ich musste die Funktionen von drei Zimmern in einem unterbringen. Ich habe vorher viele Seniorenwohnungen und Zimmer gesehen und wusste deshalb, was meist falsch läuft. Zu oft ist das Bett dominierend und es gibt zu viele hohe Schränke.

Das Bett wurde hinter einem Raumteiler versteckt und Inhalte von hohen Schränken auf niedrigere aufgeteilt, die einen freien Blicke erlauben. Bei einer Höhe von 105 cm kann man sie auch als Stehpulte verwenden, was mir sehr entgegen kommt.

Aus dem Esszimmer wurde ein Essecke (mit Klappstühlen), aus dem Arbeitszimmer ein Computertisch, aus dem Fernsehbereich ein Sessel im Raum, der kaum dominiert. Der Zugang zu allen Fenstern ist gewährleistet und der Blick im Raum wird wenig beeinträchtigt.

Viele haben mir geraten, doch alles von einem Tischler entwerfen und durchführen zu lassen. Das Problem ist nur, es gibt kaum noch Tischler mit freier Kapazität. Mit fertigen Regalen und einer Sicherung dieser durch einen Handwerker war alles auch zu machen und viel einfacher und billiger.

Der Umzug

Er dauerte zwei Tage, an einem wurde gepackt, am zweiten wurden Betten, Schränke und die Waschmaschine transportiert und alles auch wieder zusammengebaut, bzw. installiert. Dank guter Planung und Umzugsprofis lief fast alles problemlos. Ja, es war teuer, aber ich wollte dabei keinen Stress mehr haben. Ich bin sehr oft umgezogen und hatte in meinem Leben genug davon.

Was ich vermisse

Wir hatten sehr nette Nachbarn, eine schöne Umgebung mit vielen Blumen und einen tollen Blick über die Stadt. Wenn ich jetzt einige Minuten gehe, habe ich sogar einen noch schöneren Blick. Die alten Nachbarn treffe ich gelegentlich wieder in der Stadt und die Umgebung kann man selbst auch etwas verschönern. Natürlich bleibt etwas Wehmut zurück, aber die Zeit heilt viele Wunden.

Unser Alltag ist ziemlich gleich geblieben

Die Hobbys kann ich auch von der neuen Wohnung aus ausüben, meine Stammcafés und damit viele Kontakte sind gleich geblieben. Meine Frau fährt mit dem gleichen Bus zur Arbeit, es dauert nur pro Fahrt 11 Minuten länger. Da sie immer an der gleichen Haltestelle ankommt, kann ich sie jetzt abholen.

Die neue Umgebung kannte ich schon vorher sehr gut, weil ich viele Jahre in einer Sauna war (die es nicht mehr gibt). Und ich kannte aus dieser Zeit auch viele Menschen.

Ich stehe nach wie vor sehr früh auf und geh auch sehr früh wieder schlafen. Einen echten Bruch, wie durch den Umzug in einen andere Stadt oder ein anderes Land hat es nicht gegeben. Das wäre dann auch etwas schwieriger gewesen. So war alles eher harmlos! Gott sei Dank!

Unter dem Strich aber ist das Leben viel leichter und einfacher geworden und ich wünsche mir jetzt manchmal, hätte ich doch alles schon viel früher angepackt.

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Botanischer Garten

 

 

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