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Junge Menschen kann man gut beleidigen, wenn man ihr echtes Alter reduziert. Alte Menschen hingegen sind dankbar, wenn man sie jünger einschätzt. Es gibt offenbar neben dem objektiven oder echten Alter, das nur vom Geburtsdatum abhängt, andere Beschreibungen für den Alterszustand.

Der wichtigste ist das biologische Alter, für das es Tests gibt oder das ein Hausarzt nach einem Befund angeben kann. Das gefühlte Alter hängt von der eigenen Befindlichkeit und Selbsteinschätzung ab. Es wechselt oft, je nachdem wie gut man sich fühlt und ist dadurch nicht wirklich eine interessante Zahl.

Menschen gleichen Alters fasst man in Generationen zusammen. Die Distanz biologischer Generationen ist bei uns etwa 30 Jahre, d.h. Eltern sind im Durchschnitt um 30 Jahre älter als ihre Kinder. In der Wissenschaft ist der Generationenabstand kürzer, etwa 15 Jahre: Professoren sind um 15 Jahre älter als ihre Assistenten.

Kinder haben wegen ihrer raschen Entwicklung viel kürzere Zeitabstände, wo sie sich gleichalt fühlen,  genauso sehr alte Menschen. Bei beiden kann schon eine zeitliche Distanz von wenigen Monaten einen großen Unterschied bedeuten.

Im Umgang mit anderen älteren Menschen komme ich oft auf den Begriff "mentales Alter", der mir angibt, wie die Denkweise meines Gegenübers einzuschätzen ist. Besonders im Vergleich zu meinem eigenen Alter kann ich dann angeben, ob jemand älter, jünger oder gleich alt ist.

Seriöse objektive Tests gibt es dafür sicherlich auch, bekannter aber sind die Gehirnjogging-Spielkonsolen, mit denen man das "mentale Alter" nicht nur messen, sondern auch beeinflussen kann. Was ist nun normal für eine bestimmte Altersschicht, was macht sie jünger, was macht sie älter?

Positiv

 
Computerkompetenz  
Internetkompetenz  
Zukunftsinteresse  
Selbständigkeit  
Sexualität  
Freude  
Spiel  
Spaß  

Negativ

 
Politische Korrektheit  
Sucht  
Fernsehen  

 

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Man möge mir verzeihen, wenn ich meinen Jahrgang 1944 als Referenz ansehe. Da alle Aussagen hier ohnehin subjektiv sind, hat es nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern es ist ganz praktisch meine Basis für Urteile.

Kennt man mich, dann wird es nicht wundern, dass die Fähigkeit, mit dem Computer umzugehen, eine große Rolle spielt. So hat jemand mit meinem mentalen Alter einen PC und kann damit auch ganz gut umgehen, z.B.

Höre ich "das Teufelszeug brauch ich nicht mehr", dann weiß ich Bescheid: zu alt! Wie gesagt, die Referenz ist mein eigenes Alter, also 63 Jahre in 2007. Natürlich habe ich Verständnis, wenn dies ein heute 90 Jähriger sagt. Leider aber höre ich dies häufig auch von jüngeren, speziell auch Frauen.

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Wenn ich dann entgegne, dass man sich damit aus dem aktiven Leben verabschiedet, dann bekomme ich damit meist nur ein mitleidiges Lächeln. "Ich bin ohne diese Technik so alt geworden, jetzt brauche ich dies nicht mehr!". Dann folgt eine lange Liste von Nachteilen, die ich eher als Liste von Vorurteilen einordnen würde:

Besonders die Gefahrenseite scheint wichtig zu sein. Jeder kann eine Fernsehsendung zitieren, wo auf die Gefahren hingewiesen wurde. Mein letzter Versuch ist immer das Beispiel mit dem Analphabetismus. "Wer mit dem Internet nicht umgehen kann, der wird sich im Laufe der Zeit wie ein Analphabet vorkommen", aber auch das ist nicht wirklich überzeugend. OK, warum solle es nicht auch mental Ältere geben.

Jetzt ganz nüchtern betrachtet, sind natürlich auch die Produktentwickler nicht ganz unschuldig an dieser Situation. Speziell das Handy wurde in der Vergangenheit tatsächlich sträflich vernachlässigt. Aber das Internet kann, mit Unterstützung durch einen Computerfachmann, tatsächlich seniorenfreundlich gestaltet werden, es gibt also keinen echten Grund, es zu verteufeln.

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Das Interesse an Zukunft ist ein guter Gradmesser für mentales Alter. Es scheint kontinuierlich abzunehmen, wenn es nicht immer wieder geweckt und gefördert wird. Wer Interesse an Neuem hat, sich weiter bildet, auch neue Kontakte sucht, der bleibt mental jung.

"Das werde ich ohnehin nicht mehr erleben", ist das Gegenstück dazu. Ich ertappe mich selbst dabei, dass ich es gelegentlich behaupte. Ich sage es, weil es mich beruhigt und weil ich Unangenehmes damit ausblende. Aber ich weiß auch, dass es vielleicht nicht stimmen wird. "Bei diesem gesundheitlichen Fortschritt ist sogar auf den Tod kein Verlass mehr" wird dann im Spass behauptet. Wir haben sicherlich weniger Zukunft als die Jungen, aber vielleicht mehr, als wir es uns pessimistisch vorstellen.

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Ein weiterer Gradmesser für Senilität ist die Political Correctness, oder Politische Korrektheit (eingefordert mit "das sagt man nicht!"), wie man sie verkrampft übersetzt. Im Seniorendeutsch läuft sie besser unter "Das tut man nicht!". Höre ich diesen Ausdruck, dann weiß ich auch gleich: Zu alt!

Das schöne an dieser Eigenschaft, sie trifft auch viele Junge, besonders Akademiker. So ist es für mich nicht ungewöhnlich, dass ich mentale Greise mit unter 30 Jahren Lebensalter in meiner Universitätsstadt treffe. Ist doch beruhigend, zumindest für mich Alten. Für die Gesellschaft sind sie natürlich ein großer Schaden, denn sie zementieren sie, ohne damit einen Gegenwert zu bieten.

Nun liebe auch ich Ordnung, Stabilität und Sicherheit, aber wir müssen bei allen Versuchen auch immer die Freiheit berücksichtigen und bedenken, dass wir untergehen, wenn wir den Wandel nicht zulassen. Freude, Spiel, Spass sind für die politisch Korrekten Teufelszeug, für mich sind sie ein Gradmesser der Jugend und ich hasse Verbote, die unnötig sind.

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Ein weiter Gradmesser ist die Selbständigkeit. Nicht umsonst wird auch oft um sie dann im Alltag gekämpft. Es ist einfacher sie als Paar oder Lebensgemeinschaft aufrecht zu erhalten. Wer sich selbst versorgen kann, für sich selbst kochen kann, wer alleine verreisen kann hat gute Karten für lange Jugend. Wer selbständig ist, bleibt jung.

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Sexualität hält ebenfalls jung. Aber wo ich nur noch Zotenwitze höre, da weiß ich, dass die Impotenz die Oberhand hat. Nun gibt es natürliche Grenzen für den Sex, aber die Erotik kennt kein Alterslimit.

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Sucht verkürzt fast immer das Leben, sowohl junger, wie auch alter Menschen. Vor allem engt sie den Lebensraum ganz dramatisch ein. Es muss nun nicht nur Alkohol, Nikotin oder Fernsehen damit gemeint sein. Auch die Kirchensucht (und andere Formen der Religionssucht) haben sehr negative Auswirkungen. Sie mögen nun nicht wirklich lebensbedrohend sein, die Lebensqualität wird dennoch oft darunter leiden.

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Musikvorlieben würden vielleicht manche hier anfügen, aber das könnte ich nicht bestätigen. Die immer wieder geäußerte Vorliebe Alter für die Volksmusik halte ich für ein Gerücht. Ich kenne viele Gleichaltrige, die Klassik lieben und auch einige wenige, die über die neueste Popmusik Bescheid wissen. Was sicherlich stimmt, das ist die Vorliebe für die Musik, die man als Jugendlicher gehört hat.

Auch Gegenstände früherer Zeit versetzen uns wieder in diese zurück. Ich erkläre die Vorliebe für Oldtimer-Autos oder andere Nostalgie Trends damit.

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Im Fernsehen sehe ich oft Politiker, die ich auch für zu alt ansehe. Es ist weniger ihr Auftreten, als die Meinungen, die mir dann antiquiert erscheinen. Wer von den Tatsachen der jüngeren Geschichte nichts dazu lernen will, wer immer noch für einen "Kommunismus mit menschlichem Antlitz" schwärmt, für den bleibt nur noch Mitleid übrig, auch für die Veranstalter, die sowas anbieten.

Einige sollte man allerdings tatsächlich von der Mattscheibe verbannen. Dazu gehört der Genosse Kettenraucher aus Hamburg, der einmal erfolgreicher Kanzler war. Mag sein Inhalt noch so klug sein, hier stimmt die Verpackung nicht mehr.

Ich kann mir vorstellen, dass es für Talk-Show-Macher gar nicht mehr so einfach ist, attraktive Redner zu bekommen. Wer wirklich wichtig ist, hat keine Zeit und geht dort nicht hin und die anderen Dauergäste sind durch die Bank abgelutscht.

Ich selbst sehe mir diese Sendungen nicht an und ich halte auch die Zuhörer davon für "mental zu alt", auch wenn sie noch jünger an Jahren sein mögen.

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"Zu alt" sind mir auch die Millionärsshows aller Art, die vorgaukeln, mental fit zu halten. Sie sind vielleicht ganz brauchbare Passivunterhaltung für Senioren, aber mehr auch nicht.

Gar nicht zu alt halte die Sendungen, wo "die Letzten ihres Faches" ihre Kenntnisse dokumentieren. Ganz im Gegenteil, sie werden aktueller, je älter die Sendungen werden. Hier dokumentiert man echtes Wissen und vor allem auch die Kultur eines Zeitabschnittes.

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Sehr viel über das Alter sagen übrigens die Vornamen aus. Dafür können aber die Betroffenen wenig. Aber es scheint doch so zu sein, dass für viele Zeitabschnitte ganz typische Vornamen ausgewählt werden. So werde ich in Mallorca von den schwarzen Strassenhändlern immer mit "Na, wie geht's Helmut?" angesprochen. Helmut ist keine schlechte Wahl, man erreicht damit die von 1911 - 1956 geborenen Männer ganz gut, spezifischer wären allerdings Hans, Klaus oder Peter und die Frauen meiner Generation heißen Monika, Renate, Karin, Gisela oder Helga.

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Ich darf meine Liste nicht abschließen, ohne die Bewegung zu erwähnen. Wer sich regelmäßig bewegt, vielleicht sogar Sport macht, wird viel an jugendlicher Ausstrahlung erhalten. Körperliche Fitness unterstützt auch geistige Fitness.


Ich sammle übrigens typische Redenswendungen von Seniorinnen und Senioren. Sie sagen viel über den Mindset aus, was sie denken und fühlen.

Ich teile die Redenswendungen (vielfach ist es nur der Satzbeginn, der dann nach Belieben ergänzt werden kann) nach zwei Kategorien ein:

Hier sind einige Beispiele, die vielfach aber nur eine Wiederholung oder Zusammenfassung sind.

Vergangenheit (Früher)

Es ist solange her ...

Da hat man mir noch zugehört ...

Meine Eltern (Mutter, Vater)  ...

Wie die Kinder klein waren ...

Wie ich noch jung war ...

Wie mein Mann (meine Frau) noch gelebt hat ...

Wie ich meinen ersten ...

Wie ich noch in (Ort), bei (Firma, Organisation) ...  war

Gegenwart (Aktuell)

Ich merke ....

Zum Glück ist das  ... vorbei

Endlich ...

Ich wollte immer schon ...

Ich bin jetzt froh ...  (dass ich früher diese richtige Entscheidung getroffen habe)

Leider habe ich zu spät gemerkt ... (dass diese Entscheidung falsch war)

Ich wünsche mir, dass es so bleibt wie es ist ...

Für mich langt es noch ...

Alles wird schlechter ...

Zukunft

Ich werde ... nicht mehr erleben

Zum letzten Mal ...

Solange es noch geht ...

Solange ich noch jeden Tag alleine aus dem Bett aufstehen kann ...

Wenn der Herrgott noch will ...

Beim Interesse gibt es wenige Formulierungen, die wirklich typisch wären. Sowohl bei der Zustimmung, wie auch bei der Ablehnung finde ich wenige Altersbezüge.

Ganz anders beim Desinteresse, hier ist die Liste lang:

Es ist mir inzwischen egal ...

Darüber ärgere ich mich nicht mehr ...

Die sollen machen, was sie wollen ...

Dazu müsste man jünger sein ...

Dafür bin ich noch nicht alt (gemeint ist aber senil) genug ...

Das brauche ich nicht mehr ...

Das habe ich bisher nicht gebraucht ...

Neumodische Zeugs ...

Das betrifft mich nicht mehr ...

Das kenn ich schon alles ...

Das will ich gar nicht mehr wissen ...

Das mache ich im nächsten Leben  ...

Ist doch interessant finde ich! Vor allem wenn ich bemerke, dass meine eigenen Aussagen manchmal auch ganz gut in dieses Schema passen!

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Eine wichtige Tatsache ist, dass Seniorinnen und Senioren einer Generation sich unter Gleichaltrigen sehr viel jünger fühlen, als sie es sind. Darauf beruht die große Zufriedenheit amerikanischer Retirees (Rentner) in den Seniorenstädten der USA, die man bei uns unter dem Begriff Sun-Citys kennt und die man wegen der kulturellen Distanz nur schwer nachvollziehen kann.

Interessant ist vielleicht auch, dass wir unsere Alten mit Zehner - oder Fünfer- Jahresblöcken einteilen (55+, 60+ etc.). Biologisch mag dies als willkürlich erscheinen. Tatsächlich aber feiern wir Jubiläen in diesen Zeitabständen und wer dann eine persönliche Bilanz macht, stellt fest: Beim vorhergehenden Jubiläum war vieles noch anders. Diese Abstände machen also viel Sinn, zumindest bis zu einer Zeit, wo der rasche Verfall noch nicht deutlich spürbar wird.

Subjektiv erfahren wir das Altern mit diesen Jubiläen deutlich, genau so mit stark nachlassender Leistungsfähigkeit in kurzer Zeit oder nach dramatischen Ereignissen, wie Sturz, Schlaganfall, Operation, Tod des Partners etc. Jeder, der davon betroffen ist, teilt dann seine individuelle Zeitrechnung ein, in z.B. "vor dem Schlaganfall" und "nach dem Schlaganfall".

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